Leipzig. Keine Großstadt in Deutschland 
wächst derzeit so schnell wie Leipzig. Doch bei aller Freude: Diese  
immense Anziehungskraft stellt die Kommune auch vor ein gewaltiges 
Problem. Denn der Einwohnerboom verringert das Wohnungsangebot spürbar. 
Die Folge: Wohnraum wird immer teurer. Schon heute können viele Menschen
 ihre Miete nicht aus eigener Tasche zahlen. Und die Preisentwicklung  
am Wohnungsmarkt steht erst am Anfang. Die SPD plädiert deshalb für eine
 stärkere soziale Ausrichtung der stadteigenen Leipziger Wohnungs- und 
Baugesellschaft (LWB).
  "Wir wollen, dass die LWB mindestens ein 
Viertel der einkommensschwachen Haushalte in Leipzig mit Wohnungen 
versorgt", erklärt Leipzigs SPD-Vorsitzender Hassan Soilihi Mzé 
gegenüber der LVZ. Auf einem außerordentlichen Stadtparteitag werden die
 Sozialdemokraten an diesem Sonnabend über die sozialen 
Herausforderungen beraten, vor denen die kommunale Wohnungspolitik 
steht.  "Wie wir in unserer Stadt zusammenleben wollen, wird eine der 
wichtigen Fragen sein, die es für Leipzig zu beantworten gilt", so der 
Parteichef. 
 Derzeit machen LWB-Wohnungen elf Prozent am Leipziger 
Markt aus. Dieser Anteil soll auch künftig zehn Prozent nicht 
unterschreiten, heißt es im Antrag des Stadtvorstandes an den Parteitag.
 Der kommunale Vermieter verfügt derzeit über 34000 Wohnungen. Nach der 
Forderung der SPD müsste die LWB  die Hälfte ihres Wohnungsbestandes für
 Einkommensschwache bereit halten - und zwar verteilt auf alle 
Stadtteile. Die LWB werde deshalb künftig durch Sanierung und Neubau 
noch deutlichere Akzente setzen müssen. Mit seinem übrigen 
Immobilienbestand  sollte es dem Unternehmen gelingen, die Entwicklung 
von sozialem Wohnraum quer  zu  finanzieren, so dass es ohne kommunale 
Zuschüsse auskommt. 
  "Die Wohnungspolitik in Leipzig trägt bereits 
eine starke sozialdemokratische Handschrift", hebt Soilihi Mzé hervor. 
Diese findet sich auch in einem wohnungspolitischen Konzept  wieder, das
 derzeit in den Ausschüssen des Stadtrates erörtert wird. Es müsse bei 
der Beurteilung, ob jemand sozialen Wohnraum in Anspruch nehmen darf, 
auch  an diejenigen gedacht werden, die keine Transferleistungen 
erhalten, die aber dennoch nur ein kleines Einkommen beziehen , mahnt 
der SPD-Politiker. Dies betreffe vor allem Alleinerziehende und Singles.
  "Eine bedarfsgerechte Staffelung der Mietgrenzen für preiswerten 
Wohnraum könnte sinnvoll sein" , sagt Soilihi Mzé. "Hier brauchen wir 
dringend Lösungen, die politisch angeschoben werden müssen. Nicht nur 
auf Bundes- und Landesebene, sondern auch vor Ort." 
  Die Zahl der 
Transferleistungsempfänger ist in Leipzig  seit 2009 zwar  um   11000 
gesunken, lag nach Angaben der Stadt im Jahr 2014 aber immer noch bei 
69300 Personen. 22 Prozent aller Leipziger Haushalte gelten als 
einkommensschwach. Sie beziehen beispielsweise HartzIV oder Wohngeld und
 sind daher auf preiswerte Wohnungen angewiesen. Als solcher ist 
Wohnraum definiert, der  die Angemessenheitsgrenzen für 
Hartz-IV-Empfänger nicht überschreitet. Je nach Wohnungsgröße liegt 
dieser Wert zwischen 4,96 und   5,19 Euro pro Quadratmeter.
