Diesen September jährt sich mit der Ermordung von Enver Şimşek zum 15. Mal der Beginn der Mordserie des NSU. Während sich die öffentliche Aufmerksamkeit auf „Ermittlungspannen“ der Behörden, insbesondere der Verfassungsschutzämter, konzentriert, fehlt eine Auseinandersetzung mit dem Rassismus der deutschen Gesellschaft. Dieser befeuerte in den 90er Jahre die militante Naziszene, aus der der NSU entstand, und ermöglichte ihm über Jahre ungehindert zu morden.
Die nach Anschluss der DDR in Ost wie West unter Beifall der deutschen 
Bevölkerung verübten Pogrome machen deutlich, warum sich die Nazis jener
 Zeit als radikalste Vollstrecker des Volkswillens verstehen konnten. 
Während der Mord- und Anschlagsserie zeigte sich das tief sitzende 
rassistische Ressentiment zum einen in der Arbeit von Sonderkommissionen
 mit so bezeichnenden Namen wie „Bosporus“ und „Halbmond“, die ohne 
konkrete Hinweise in Täter-Opfer-Umkehr gegen die Opfer und ihre 
Angehörigen ermittelten. Zum anderen in der Bereitwilligkeit, mit der 
die bundesdeutsche Medienlandschaft auf den von der Nürnberger Zeitung 
geprägten Ausdruck „Döner-Morde“ ansprang.
Für den 19. September rufen Nürnberger Antifas dazu auf, die 
Auseinandersetzung mit gesellschaftlichem Rassismus in Nürnberg auf die 
Straße zu tragen – der Stadt, in der der NSU seine mörderischen Taten 
begann und die wie kaum eine andere für die ungebrochene Kontinuität des
 Rassismus in Deutschland steht.
Am Donnerstag, den 10. September, findet aus diesem Anlass eine Vortrags- und Diskussionsveranstaltung statt.
Außerdem wird es Informationen zum Fall des inhaftierten Antifaschisten 
Paul und zur staatlichen Repression gegen antifaschistische Strukturen 
geben. 
10.9.2015 Stattpark Olga (Tumblingerstraße 62) 20 Uhr

