Gegenüber der bedarfsorientierten Erstaufnahmestelle (BEA) in Freiburg haben linke Gruppen ein Willkommenszelt aufgeschlagen - auf einem Privatgelände. Ob geräumt wird, ist noch unklar.
Die beiden Eigentümerinnen des brach liegenden Geländes erstatteten 
Anzeige wegen Hausfriedensbruch, Polizisten nahmen Personalien von 
Aktivisten auf. Die linken Gruppierungen, die das Zelt dort aufgebaut 
haben und eigenen Angaben nach den Flüchtlingen "praktische Solidarität 
im Kampf für Selbstbestimmung und gegen Entrechtung" anbieten wollen, 
sind in Aufregung.
Die Gruppen – unter anderem Aktion Bleiberecht Freiburg, Forum aktiv 
gegen Ausgrenzung und viele mehr – teilten am Sonntag mit, die Polizei 
habe sie aufgefordert, das Willkommenszelt abzubauen und das seit Jahren
 brach liegende Gelände zu verlassen. Die Aktivisten reagieren 
verärgert. In den Zelten würden warme Getränke, Gebäck, Infomaterialien 
für Geflüchtete und Anwohner und Gelegenheiten zur Vernetzung angeboten.
 "Bisher wurden die Zelte von Anwohnern sowie Geflüchteten durchweg 
positiv aufgenommen", heißt es in einer Mitteilung. Bewohner der BEA 
besuchten die Zelte und knüpften Kontakte.
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 Eine der beiden Eigentümerinnen des Geländes sagte auf Anfrage 
der BZ, es laufe hier eine Daueranzeige – weil immer wieder in der 
Vergangenheit Gruppierungen das Gelände für sich genutzt hätten. Die 
Bauzäune am Gelände seien einfach entfernt worden, mit ihnen gesprochen 
habe niemand. "Und das ist der Knackpunkt. Das geht einfach nicht." Sie 
wären in Bezug auf die BEA und die Flüchtlinge gesprächsbereit gewesen, 
sagte die Eigentümerin weiter. Dies sei für sie überhaupt nicht das 
Thema.
Auch ein Nachbar stört sich an der Entwicklung. In der Nacht auf Sonntag
 seien Dutzende Holzpaletten verbrannt worden, sie seien in ihrer 
Wohnung regelrecht eingeräuchert worden – das Palettenholz sei teilweise
 giftstoffhaltig gewesen. Die BEA sei für ihn überhaupt kein Problem, 
aber der "Belagerungszustand" auf dem Grundstück neben ihrem Haus könne 
nicht bleiben. "Wir haben Paletten kleingemacht und das Holz in einer 
kleinen Feuertonne verbrannt", sagt ein Aktivist vor Ort. Er will die 
Reaktion von Nachbarn, den Eigentümerinnen und der Polizei nicht 
verstehen. Etliche Anwohner kämen vorbei und lobten sie für ihr 
Engagement. Es gebe Unterstützung, sie dürften Toiletten benutzen.
Die Aufforderung, das Gelände zu verlassen, sei eine Kriminalisierung 
der Solidaritätsinitiativen, beklagen sich die linken Gruppierungen. 
Dies "zeigt uns leider immer wieder, dass es nicht gewünscht ist, ein 
Willkommensklima für Geflüchtete zu schaffen". Es sei bedauernswert, 
dass in diesen Zeiten solidarischen Strukturen Steine in den Weg gelegt 
würden. Die Polizei kündigte indes an, weitere Maßnahmen würden 
abgestimmt. Ob das Gelände geräumt wird, war bis Montagabend nicht klar.
Darüber, wie das brach liegende Grundstück in Zukunft einmal genutzt 
werden könnte, liefen Gespräche mit der Freiburger Stadtverwaltung, 
sagte die Eigentümerin. Eine Wohnbebauung komme als Nutzung infrage.
