Die Ermittlungen gegen den früheren Ortenauer Polizeichef Reinhard Renter wegen Untreue sind erneut vollständig eingestellt worden. Gegen den 58-Jährigen lagen zwei anonyme Anzeigen vor.
"Wir konnten keine strafbaren Handlungen feststellen und haben keinen 
begründeten Verdacht mehr", sagte Tobias Wagner, Sprecher der 
Staatsanwaltschaft Karlsruhe. Auslöser der aufwendigen und monatelangen 
Ermittlungen waren zwei anonyme Anzeigen eines Offenburger Polizeibeamten an die Generalstaatsanwaltschaft.
In den anonymen Schreiben hatte der Denunziant zunächst im November 2014
 und ein weiteres Mal im April 2015 schwere Vorwürfe gegen Reinhard 
Renter erhoben. Beide Schreiben liegen der BZ vor. Der Polizeibeamte kam
 offenkundig aus dem direkten früheren Umfeld Renters und wollte dem 
ehemaligen Leiter der Polizeidirektion Offenburg offenkundig schaden.
Schon frühere Ermittlungen hatten dazu geführt, dass Renter nicht wie 
geplant zum Polizeipräsidenten in Karlsruhe ernannt wurde. Damals ging 
es um die Anschaffung einer Küche und eine Etatüberschreitung um 800 
Euro. Die Staatsanwaltschaft hatte die Ermittlungen wegen 
Geringfügigkeit eingestellt und öffentlich erklärt, dass Renter "damit 
für herausgehobene Verwendungen bei der Polizei zur Verfügung steht".
				
				
Dann legte der anonyme Schreiber nach, wohl wissend, dass er damit 
erneute Ermittlungen in Gang setzt und Renter schadet. Bei seinen jetzt 
als völlig haltlos gewerteten Vorwürfen ging es um eine vermeintlich 
private Nutzung von Dienstwagen, um unnötig kostspielige Veranstaltungen
 oder auch um angeblich zu teure Büromöbel. Laut Staatsanwalt Wagner 
wurden zwar "teilweise verwaltungsrechtliche Vorschriften nicht ganz 
eingehalten". Aber dabei gehe es lediglich um Formalien.
Reinhard Renter, der seit Beginn der Ermittlungen im Innenministerium 
Stuttgart arbeitet, zeigte sich erleichtert: "Ich bin glücklich und 
zufrieden", sagte er der BZ. Auch seiner Familie, die unter den Anwürfen
 und monatelangen Ermittlungen gelitten habe, tue das Ergebnis sehr gut.
 Weiter wollte sich der Leitende Polizeidirektor nicht äußern, auch 
nicht zur Frage, ob er Verleumdungsklage erheben wird, falls der Name 
des anonymen Schreibers bekannt wird: "Ich behalte mir alles vor."
Der anonyme Polizeibeamte hat im zweiten Brief angekündigt, dass er 
nachlegen will: "Mein nächstes Schreiben wird sich mit weiteren 
Verfehlungen beschäftigen." Dann müsste die Staatsanwaltschaft wohl 
wieder prüfen, ob sie aktiv wird. Sie würde aber laut Tobias Wagner 
"miteinbeziehen, dass die Vorwürfe schon zweimal ins Leere gingen".
Es ist ein offenes Geheimnis, dass mit dem Ausgang der Ermittlungen 
gegen Renter auch die Besetzung der Position des Vizepräsidenten im 
Polizeipräsidium Offenburg zusammenhängt. Es ist das einzige im Land, in
 dem dieser Posten seit Monaten unbesetzt ist, obwohl es mit dem Leiter 
des Führungs- und Einsatzstabes einen ranghohen Beamten gibt, der dafür 
schon gesetzt war.
Beim Innenministerium in Stuttgart war die Einstellung des Verfahrens 
gegen Renter am Freitag noch nicht bekannt. Sobald die Entscheidung 
vorliege, so ein Sprecher, werde sie bewertet. Dann werde entschieden, 
wie es mit Renter und auch mit dem Vizeposten weitergeht.
