Sachsen fährt Imagekampagne "So geht sächsisch" herunter / Friedliche Demos in Dresden und Heidenau
Leipzig. Angesichts der steigenden Zahl fremdenfeindlicher Übergriffe auf Asylunterkünfte warnen die ostdeutschen Ministerpräsidenten davor, Fremdenhass als ostdeutsches Problem zu betrachten. Sachsens Ministerpräsident, Stanislaw Tillich (CDU), betonte in der Welt am Sonntag, dass es sich nicht um das Problem eines einzelnen Bundeslandes, sondern um "eine Herausforderung für das ganze Land und die Gesellschaft" handelt, die man aber gemeinsam lösen könne und werde.
 Es bringe nichts, das Problem auf den Osten zu reduzieren, sagte auch 
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke). "Wir reden von einem 
gesamtdeutschen Problem, das wir gesamtdeutsch bekämpfen müssen", 
forderte er in der Zeitung. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner 
Haseloff (CDU) kritisierte die Stigmatisierung Ostdeutschlands 
ebenfalls. 
Sachsen will wegen der rechtsextremen Ausschreitungen in Heidenau und 
der fremdenfeindlichen "Pegida"-Demonstrationen seine internationale 
Imagekampagne "So geht sächsisch" herunterfahren. Regierungssprecher 
Christian Hoose erklärte am Wochenende im Interview mit dem MDR, man 
setze jetzt auf leisere Töne. So werde es vorerst keine Fernseh-Spots 
und großflächigen Plakat-Aktionen mehr geben.
Der Freistaat hatte die Kampagne 2013 gestartet. In Großstädten wie 
Frankfurt am Main, Zürich sowie Basel wurden Tausende Plakate geklebt. 
In London warben Doppelstockbusse mit riesigen Aufklebern für Sachsen. 
Die millionenschwere Kampagne soll nun an die Debatte um die 
Flüchtlingspolitik angepasst werden, sagte der Sprecher. Für einen 
Zeitraum von vier Jahren waren ursprünglich 32 Millionen Euro eingeplant
 gewesen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich für eine schnelle 
Integration anerkannter Flüchtlinge ausgesprochen - und für eine rasche 
Abschiebung abgelehnter Asylbewerber. "Damit wir denen, die in Not sind,
 helfen können, müssen wir auch denen, die nicht in Not sind, sagen, 
dass sie bei uns nicht bleiben können", sagte Merkel gestern beim Tag 
der offenen Tür des Kanzleramts in Berlin.
Das Bundesverfassungsgericht kippte am Wochenende ein vom Landratsamt 
Sächsische Schweiz-Osterzgebirge erlassenes Versammlungsverbot für 
Heidenau. Die Karlsruher Richter schafften damit nach langem 
juristischen Hin und Her Klarheit.  Als Grund für die Eilentscheidung 
führten sie an, dass den jüngsten Ereignissen in Heidenau eine besondere
 Bedeutung in der aktuellen Flüchtlingsdebatte in Deutschland und Europa
 zukomme. Das Wochenende sei für viele Bürger zudem oft die einzige 
Möglichkeit, sich am Prozess der öffentlichen Meinungsbildung durch ein 
"Sich-Versammeln" zu beteiligen. 
Von ihrem Versammlungsrecht machten dann Tausende Gebrauch. Am 
Samstagnachmittag demonstrierten in  Dresden laut Polizei rund 5000 
Menschen gegen Fremdenhass. Weder in Dresden noch in Heidenau, wo der 
Jenaer Pfarrer Lothar König für den Abend eine Demonstration angemeldet 
hatte, kam es zu Zwischenfällen. 
Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) kündigte in der Bild am 
Sonntag nun ein rasches Durchgreifen an: "Gegen Täter, die Flüchtlinge 
und Asylantenheime angreifen, zeigen wir null Toleranz." Nach den 
Krawallen in Heidenau seien rund 30 Ermittlungsverfahren eingeleitet 
worden. Unterdessen wurde bekannt, dass Heidenaus Bürgermeister Jürgen 
Opitz (CDU) einen Drohbrief erhalten hat. 
Der Präsident des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, Manfred 
Schmidt, hat Versäumnisse im Umgang mit der hohen Zahl an Asylbewerbern 
eingeräumt. Inzwischen habe seine Behörde aber 650 neue Mitarbeiter 
eingestellt; bis Jahresende sollen 1000 weitere folgen.  Die 
Bearbeitungszeit für einen Asylantrag sei von im Schnitt 7,1 auf 5,4 
Monate gesunken. Diese Frist wolle man weiter verkürzen.
