Wer Israel boykottiert, setzt sich nicht für die Palästinenser ein. Sondern gegen Juden
von Michaela Fuhrmann
Ein Kürzel ist international gerade besonders »in«: BDS. Die drei 
Buchstaben stehen für »Boycott, Divestment, Sanctions«. Sie begründen 
eine vermeintlich legitime politische Kampagne, die bei genauerem 
Betrachten letztlich nichts weiter als ein international gebündelter 
Versuch der Delegitimierung Israels ist. 
2005 von 
palästinensischen NGOs initiiert, haben die BDS-Bewegungen eine 
weltweite Welle geschlagen, auf der gerade in Kunst und Wissenschaft 
viele empörte Akteure reiten. Plötzlich verschreiben sich alle der 
»palästinensischen Sache«, was ihnen zu bedeuten scheint: Ausschluss von
 Israelis und Juden.
Matisyahu Falls 
der Leser sich jetzt fragt, ob hier ein Satz fehlt, der diesen 
Zusammenhang erklärt: Nein. Einen Zusammenhang zwischen der Situation 
der palästinensischen Bevölkerung beziehungsweise dem sogenannten 
Nahostkonflikt und den Werken israelischer und jüdischer Künstler gibt 
es nicht. Er wird künstlich generiert, weil es in den Augen der 
BDS-Befürworter plausibel erscheint. Oder wie sonst soll man es 
verstehen, dass man den amerikanisch-jüdischen Sänger Matisyahu von 
einem Musikfest in Spanien auslädt, weil dieser kein Statement zugunsten
 eines palästinensischen Staates abgibt? 
Wie sonst kann man 
erklären, dass eine Dokumentation über Behinderte in Israel von einem 
Osloer Filmfestival ausgeschlossen wird, weil sie nicht die »israelische
 Besatzung« thematisiert? Wie kann man nachvollziehen, dass es einen 
Zusammenschluss von Wissenschaftlern gibt, der israelische Kollegen 
boykottieren und deren Forschungsergebnisse, etwa in der Medizin oder 
Mikrotechnologie, einfach ignorieren will?
So etwas ist kein 
»Engagement für einen palästinensischen Staat«. Dass ein solcher 
hoffentlich in naher Zukunft entsteht, ist ein Wunsch, den wir alle 
teilen. Doch während Israel und die jüdische Gemeinschaft sich eine 
sichere Zweistaatenlösung für beide Seiten wünschen, sind die 
BDS-Anhänger obsessiv damit beschäftigt, Israel einseitig zu verurteilen
 und dessen Daseinsberechtigung zu bestreiten. 
Jüdische Menschen
 zu boykottieren und sie für die israelische Politik verantwortlich zu 
machen, hat nichts mit dem Einsatz für das palästinensische Volk oder 
für einen »gerechten Frieden« zu tun. Wenn der jüdische Staat sowie 
jüdische Künstler, Sportler und Wissenschaftler weltweit Boykotten 
ausgesetzt sind, ist die als »BDS« firmierende Kampagne eine weitaus 
gefährlichere Sache, als es drei Buchstaben je ausdrücken könnten.
Die Autorin ist Leiterin der Politischen Abteilung des Zentralrats der Juden.
