Brandanschlag auf Leipziger Flüchtlingsunterkunft

Erstveröffentlicht: 
26.08.2015

Ein Vermummter hat in der Nacht zum Mittwoch einen Brandanschlag auf die noch unbewohnte Flüchtlingsunterkunft im Stadtteil Stötteritz verübt. Der Mann warf gegen 1.30 Uhr einen Molotow-Cocktail ins Gebäude.

 

Leipzig. Auf die noch unbewohnte Flüchtlingsunterkunft in Leipzig-Stötteritz ist in der Nacht zum Mittwoch ein Brandanschlag verübt worden. Nach Angaben von Zeugen, soll ein Vermummter gegen 1.30 Uhr einen Molotow-Cocktail ins Gebäude geworfen haben. Eine Matratze ging in Flammen auf. Zudem hinterließ der Täter mit Farbe eine Botschaft am Gebäude: "Wir sagen nein!"

 

Die Feuerwehr wurde um 1.48 Uhr alarmiert und konnte nach eigenen Angaben den Brand schnell löschen. Verletzt wurde niemand. Am Morgen hat das auf politisch motivierte Straftaten spezialisierte Operative Abwehrzentrum (OAZ) der sächsischen Polizei die Ermittlungen übernommen.

 

Nach Angaben eines Zeugen soll der Täter etwa 1,70 Meter groß, mit einer schwarzen Jacke bekleidet und im Gesicht vermummt gewesen sein. Das Operative Abwehrzentrum Extremismus hat mittlerweile die Ermittlungen übernommen. In diesem Zusammenhang sucht diese Spezialeinheit der Polizei nach Zeugen. Diese werden gebeten, sich bei der Kriminalpolizei in der Dimitroffstraße 1 oder telefonisch unter (0341) 96 64 66 66 zu melden.

 

Einzug war am Mittwoch geplant – Anwohner planen Treffen


Das Gebäude in der Sommerfelder Straße war in den vergangenen Monaten von der Stadt Leipzig saniert worden und sollte am Mittwoch als kommunale Flüchtlingsunterkunft für insgesamt 55 Personen eröffnet werden. Mitarbeiter des Sozialamtes begutachten derzeit die Schäden. Ob ein Einzug am Mittwoch trotzdem möglich ist, war zunächst nicht klar. Erst am Abend teilte Stadtsprecher Mathias Hasberg mit, dass die Flüchtlinge zunächst in anderen Einrichtungen in der Stadt untergebracht werden.

 

Als Reaktion auf den Anschlag wollen sich am Mittwochabend Anwohner und Initiativen in der Stötterizer Diele (20 Uhr, Weissestraße 13) treffen. „Dort soll gemeinsam überlegt werden, wie eine adäquate Reaktion auf den rassistischen Anschlag aussehen könnte und was es braucht, damit sich auch in Stötteritz die Flüchtlinge willkommen fühlen“, teilte der Initiativkreis Menschen.Würdig am Mittwoch mit.

 

OBM: Haus bleibt Flüchtlingsunterkunft – Politiker entsetzt


In Leipzigs Politik löste die Tat Entsetzen aus: "Wir haben es hier mit einem feigen Anschlag zu tun von Menschen, die keine Menschlichkeit kennen. Die ihren dumpfen Hass an Menschen auslassen, die bei uns Schutz suchen und einfach nur leben wollen", erklärte Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) und fügte an: „Selbstverständlich werden in dem Haus Flüchtlinge einziehen, sobald der Schaden behoben ist.“ 

 

Für Stadtrat Christopher Zenker (ebenfalls SPD) zeigt die Tat, „dass Leipzig nicht nur ein Ort mit Willkommenskultur für Flüchtlinge ist, sondern dass es hier auch Rechtsradikalismus gibt. Polizei und Justiz müssen nun entschieden handeln und die Straftäter als das behandeln, was sie sind: Rechte Terroristen.“

 

Ähnlich sehen das auch die Jung-Liberalen: „Politiker aller Parteien dürfen die Situation in Sachsen nicht länger verharmlosen. Das sind keine Asylkritiker, das sind Rechtsextreme. Das ist kein Protest, das ist kriminell und widerwärtig. Wer sich dem nicht unzweideutig entgegenstellt oder gar Wählerpotential in Legida-Mitläufern wittert, macht sich mitschuldig“, erklärte Leipzigs JuLi-Vorsitzende Linda Firmbach.

 

Die Leipziger Grünen zeigten sich entsetzt ob des Brandanschlags. Norman Volger, Fraktionsvorsitzender im Stadtrat sagte, es sei traurig, dass ein Einzeltäter so eine ganze Stadt in Misskredit brächte. Er begreift es als ein Zeichen einer starken Zivilgesellschaft, dass sich ein „feiger, rechtsradikaler Verbrecher“ nur im Schutz der Dunkelheit heraus traue, während tagsüber hunderte Leipziger den Asylsuchenden helfen würden.