Gegenüber vom Technischen Rathaus sollen bald 200 Asylbewerber wohnen
Von Jens Rometsch und Björn Meine
 Angesichts des hohen Flüchtlingszustroms will die Stadt Leipzig jetzt 
einen weiteren Standort für sogenannte Containerbauten erschließen. Es 
handelt sich um ein Areal, das direkt neben dem Technischen Rathaus an 
der Prager Straße liegt: die rund 30000 Quadratmeter große Brachfläche 
zwischen der Philipp-Rosenthal-Straße, Karl-Siegismund-Straße und Prager
 Straße.
 Viele Anwohner in Reudnitz-Thonberg nennen das mit einigen Bäumen 
bestandene Gelände, das fast bis zur Fußballhalle Soccerworld auf der 
Alten Messe reicht, "Prager Dreieck". Eigentümer des Grundstücks ist die
 Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft (LWB).
Das kommunale Unternehmen steht kurz vor dem Abschluss eines 
Mietvertrages über 7000 Quadratmeter mit dem künftigen Betreiber der 
Einrichtung, sagte Geschäftsführerin Gabriele Haase der LVZ. "Wir haben 
schon vor längerer Zeit in enger Abstimmung mit der Stadt mehrere freie 
Flächen daraufhin untersucht, ob sie für eine Gemeinschaftsunterkunft in
 Modulbauweise geeignet sind." Inzwischen habe sich das Sozialamt 
entschieden, die "gegenwärtig geeignetste dieser Flächen" 
schnellstmöglich für eine Gemeinschaftsunterkunft zu nutzen, erläuterte 
sie weiter. 
Bei der Vermietung handelt es sich laut der Geschäftsführerin um eine 
temporäre Nutzung des Grundstückes. Die mobilen Wohnmodule würden durch 
den Betreiber der Einrichtung beschafft und aufgebaut, so Haase. 
"Deshalb können wir zum Zeitpunkt der geplanten Eröffnung nichts 
Konkretes sagen. Die Kapazität der Unterkunft wird voraussichtlich bei 
insgesamt bis zu 200 Personen liegen."
Bereits am 22. Mai 2015 hatte die LVZ exklusiv über mögliche Pläne der 
Stadt zur Nutzung des Grundstücks, das auch an die frühere Frauenklinik 
der Universität angrenzt, berichtet. Seinerzeit übte CDU-Stadtrat 
Michael Weickert Kritik an der Verwaltung  im Rathaus. Sie komme beim 
Bereitstellen von Grundstücken zum Bau neuer Schulen nicht zügig genug 
voran, sagte er. Für das "Prager Dreieck" seien Pläne zum Schulbau 
wieder fallengelassen worden, weil das Sozialdezernat dort ein 
Flüchtlingsheim errichten wolle, so Weickert vor drei Monaten. 
In den Öffentlichkeitsinformationen des Rathauses tauchte das 
LWB-Gelände bisher hingegen nicht als Standort für eine 
Asylbewerber-Unterkunft auf. Das Sozialamt hatte jedoch unlängst 
angekündigt, im September einen aktualisierten Unterbringungsplan 
vorzulegen.
Nach bisherigem Stand will die Stadt Leipzig im ersten Quartal 2016 
erstmals Container-Unterkünfte für Flüchtlinge eröffnen. Und zwar an 
zwei Standorten: 350 Plätze soll es in der Landsteinerstraße (zwischen 
Alter Messe und MDR-Gelände) geben sowie 250 Plätze im          
Gewerbepark Nordost (in Schönefeld-Ost).
Mit dem neuen Objekt am "Prager Dreieck" hätte die Kommune dann also 
Kapazitäten für 800 Flüchtlinge in Modulbauten geschaffen. Nach 
LVZ-Informationen sind die Vorbereitungen für dieses Projekt schon so 
weit fortgeschritten, dass die Einrichtung noch in diesem Jahr eröffnet 
werden könnte. Außerdem möchte die Stadt in Reudnitz-Thonberg zeitnah 
einen ungenutzten Altbau auf dem Grundstück des Asylheims in der 
Riebeckstraße 63 ertüchtigen - damit würde die Zahl der dort lebenden 
Flüchtlinge (derzeit 115) weiter anwachsen.
Der Freistaat Sachsen hat in seiner großen Erstaufnahmeeinrichtung an 
der Friederikenstraße (in Dölitz) auch einige Container für 81 
Asylbewerber aufgestellt, die bereits bezogen wurden.
