Die ersten Bewohner in Leipzigs neuer Erstaufnahmeeinrichtung kommen aus der Dresdner Zeltstadt
Von Josephine Heinze
 In die neu geschaffene Erstaufnahme-einrichtung für Asylbewerber in 
Leipzig sind gestern die ersten Bewohner eingezogen. Die rund 250 
Menschen waren zuvor in der Zeltstadt in Dresden untergebracht.
 Die Hitze ist deutlich zu spüren, sie steht förmlich in der 
Friederikenstraße. Vor dem Gebäude mit der Nummer 37 laufen Mitarbeiter 
von Malteser auf und ab, vereinzelt halten Lieferwagen vor den Toren. 
Auf der Straße steht ein Auto vom Ordnungsamt, ein Polizeiwagen hält 
daneben. Außer einem Dutzend Journalisten wartet auch Polizeipräsident 
Bernd Merbitz vor dem ehemaligen Lehrlingswohnheim im Stadtteil Dölitz -
 und ein paar Schaulustige drängen sich auf den raren Schattenplätzen 
vor dem Gebäude.
15 Uhr sollen die Busse in Dresden gestartet sein, besetzt mit rund 250 
Flüchtlingen. Woher sie kommen oder wie lange sie schon in Deutschland 
sind, weiß niemand so genau. Vorher haben sie in der Dresdner Zeltstadt 
gelebt. Nun erwartet die Männer und Frauen die erste Leipziger 
Erstaufnahmeeinrichtung. Insgesamt ist dort Platz für 350 Flüchtlinge. 
Es gibt unter anderem Gebetsräume, einen Mutter-Kind-Raum, eine 
Kinderstube samt Erziehern und ein Zimmer für Sprachunterricht. Später 
sollen noch Container-Bauten mit Kapazitäten für 80 weitere Flüchtlinge 
hinzukommen.
Bereits am Freitag haben sich mehr als 1000 Leipziger die neue 
Unterkunft angesehen, auch Politiker begutachteten das Heim. Dabei 
wurden reichlich Sachspenden für die Asylbewerber mitgebracht. "Die 
Lagerkapazitäten für Kleidung sind deshalb derzeit bereits ausgelastet",
 hieß es gestern. Weitere Textilien für Kinder und Frauen können vorerst
 nicht angenommen werden. "Spielsachen und - nach Rücksprache mit den 
Maltesern - Möbel werden aber weiterhin gern entgegengenommen", teilte 
die die Landesdirektion Sachsen mit.
Diese Botschaft hat noch nicht alle Leipziger erreicht. Während die 
Betreiber auf die Flüchtlinge aus Dresden warten, kommen immer wieder 
Leute, um weitere Spenden vorbeizubringen. Ein Rentner steht schon seit 
über einer halben Stunde in der Friederikenstraße. Er habe sich am 
Freitag die Unterkunft angeguckt und überlegt, wo noch Bedarf bestehe. 
Dann ist er in den Baumarkt gefahren, um Schlösser zu kaufen. "Ich habe 
erstmal eins besorgt, um zu sehen, ob die von der Größe her passen", 
erzählt der Mann. "Dann kaufe ich noch mehr."
Schließlich teilt Merbitz mit, die Busse seien mit Verspätung gestartet.
 Etwa 16.45 Uhr ging es in Dresden los. Der Polizeipräsident ist 
gekommen, um die Flüchtlinge zu begrüßen - nicht etwa um einzugreifen, 
wie er betont. Die Mitarbeiter der Sicherheitsfirma haben mittlerweile 
Schichtwechsel. 
Dann, kurz nach sechs, kommt der erste Bus. Er ist voll besetzt - mit 
etwa 70 Männern, Frauen und Kindern, eskortiert von einem Polizeiwagen. 
Etwa 20 Bürger sind vor dem Heim stehen geblieben, gucken teils 
skeptisch, teils neugierig. Auch aus den Gesichtern der Flüchtlinge sind
 gemischte Gefühle abzulesen. Einigen scheint die Aufmerksamkeit zu 
viel. Andere schauen gespannt auf das, was vor ihnen liegt. Als ihnen 
eine Passantin zuwinkt, winken die Männer und Frauen zurück - und 
lächeln. 
Dann verschwinden sie schnell hinter dem Zaun. Währenddessen kommen die 
anderen Busse, schon nicht mehr ganz so voll. Die ersten Bewohner 
steigen aus, tragen ihr weniges Hab und Gut in orangefarbenen Taschen 
ins Gebäude. Ein Junge, vielleicht vier Jahre alt, freut sich über einen
 Teddybären, den ihm ein Mitarbeiter überreicht hat.
