Polizeipräsident Merbitz begrüßt Flüchtlinge in der Friederikenstraße

Erstveröffentlicht: 
11.08.2015

Die ersten Bewohner in Leipzigs neuer Erstaufnahmeeinrichtung kommen aus der Dresdner Zeltstadt

 

Von Josephine Heinze


In die neu geschaffene Erstaufnahme-einrichtung für Asylbewerber in Leipzig sind gestern die ersten Bewohner eingezogen. Die rund 250 Menschen waren zuvor in der Zeltstadt in Dresden untergebracht.


Die Hitze ist deutlich zu spüren, sie steht förmlich in der Friederikenstraße. Vor dem Gebäude mit der Nummer 37 laufen Mitarbeiter von Malteser auf und ab, vereinzelt halten Lieferwagen vor den Toren. Auf der Straße steht ein Auto vom Ordnungsamt, ein Polizeiwagen hält daneben. Außer einem Dutzend Journalisten wartet auch Polizeipräsident Bernd Merbitz vor dem ehemaligen Lehrlingswohnheim im Stadtteil Dölitz - und ein paar Schaulustige drängen sich auf den raren Schattenplätzen vor dem Gebäude.


15 Uhr sollen die Busse in Dresden gestartet sein, besetzt mit rund 250 Flüchtlingen. Woher sie kommen oder wie lange sie schon in Deutschland sind, weiß niemand so genau. Vorher haben sie in der Dresdner Zeltstadt gelebt. Nun erwartet die Männer und Frauen die erste Leipziger Erstaufnahmeeinrichtung. Insgesamt ist dort Platz für 350 Flüchtlinge. Es gibt unter anderem Gebetsräume, einen Mutter-Kind-Raum, eine Kinderstube samt Erziehern und ein Zimmer für Sprachunterricht. Später sollen noch Container-Bauten mit Kapazitäten für 80 weitere Flüchtlinge hinzukommen.


Bereits am Freitag haben sich mehr als 1000 Leipziger die neue Unterkunft angesehen, auch Politiker begutachteten das Heim. Dabei wurden reichlich Sachspenden für die Asylbewerber mitgebracht. "Die Lagerkapazitäten für Kleidung sind deshalb derzeit bereits ausgelastet", hieß es gestern. Weitere Textilien für Kinder und Frauen können vorerst nicht angenommen werden. "Spielsachen und - nach Rücksprache mit den Maltesern - Möbel werden aber weiterhin gern entgegengenommen", teilte die die Landesdirektion Sachsen mit.


Diese Botschaft hat noch nicht alle Leipziger erreicht. Während die Betreiber auf die Flüchtlinge aus Dresden warten, kommen immer wieder Leute, um weitere Spenden vorbeizubringen. Ein Rentner steht schon seit über einer halben Stunde in der Friederikenstraße. Er habe sich am Freitag die Unterkunft angeguckt und überlegt, wo noch Bedarf bestehe. Dann ist er in den Baumarkt gefahren, um Schlösser zu kaufen. "Ich habe erstmal eins besorgt, um zu sehen, ob die von der Größe her passen", erzählt der Mann. "Dann kaufe ich noch mehr."


Schließlich teilt Merbitz mit, die Busse seien mit Verspätung gestartet. Etwa 16.45 Uhr ging es in Dresden los. Der Polizeipräsident ist gekommen, um die Flüchtlinge zu begrüßen - nicht etwa um einzugreifen, wie er betont. Die Mitarbeiter der Sicherheitsfirma haben mittlerweile Schichtwechsel.


Dann, kurz nach sechs, kommt der erste Bus. Er ist voll besetzt - mit etwa 70 Männern, Frauen und Kindern, eskortiert von einem Polizeiwagen. Etwa 20 Bürger sind vor dem Heim stehen geblieben, gucken teils skeptisch, teils neugierig. Auch aus den Gesichtern der Flüchtlinge sind gemischte Gefühle abzulesen. Einigen scheint die Aufmerksamkeit zu viel. Andere schauen gespannt auf das, was vor ihnen liegt. Als ihnen eine Passantin zuwinkt, winken die Männer und Frauen zurück - und lächeln.


Dann verschwinden sie schnell hinter dem Zaun. Währenddessen kommen die anderen Busse, schon nicht mehr ganz so voll. Die ersten Bewohner steigen aus, tragen ihr weniges Hab und Gut in orangefarbenen Taschen ins Gebäude. Ein Junge, vielleicht vier Jahre alt, freut sich über einen Teddybären, den ihm ein Mitarbeiter überreicht hat.