Beamte am Limit: Ulbig korrigiert Personalbedarf
Von Jörg Schurig
 Dresden. Sachsen will angesichts enormer Arbeitsbelastungen bei 
der Polizei mehr Beamte ausbilden lassen als ursprünglich geplant. "Die 
Anspannung in der Polizei ist derzeit enorm hoch, und die Beamten sind 
am Limit", erklärte Innenminister Markus Ulbig (CDU) gestern in Dresden.
 Schon am Morgen hatte er sich dazu beim Nachrichtenkanal MDR Info 
geäußert. Als Grund nannte Ulbig die Absicherung einer steigenden Anzahl
 von Demonstrationen, Ost-Derbys in der 3. Fußball-Liga und die 
steigende Zahl von Asylbewerbern. "Wir bilden jährlich 400 Polizisten 
aus und werden sicher nachlegen müssen."  Ulbig zufolge wird sich die 
Fachkommission zur Evaluierung der Polizei die Situation nun genau 
anschauen. Das Gremium arbeitet seit Anfang Juli und soll anhand der 
polizeilichen Aufgaben und Anforderungen bewerten, ob das Personal dem 
tatsächlichen Bedarf entspricht. 
 Damit kommt auch die im Jahr 2013 vorgestellte Polizeireform 
"Polizei.Sachsen.2020" auf den Prüfstand. Vertreter der Opposition und 
auch des CDU-Koalitionspartners SPD hatten immer wieder gefordert, den 
Personalbestand zu überprüfen und anzupassen. Deshalb stieß Ulbigs 
Ankündigung gestern vorwiegend auf positive Resonanz.  "Wir begrüßen die
 Ankündigung des Innenministers, endlich ist er aufgewacht", betonte 
Valentin Lippmann, innenpolitischer Sprecher der Grünen im Landtag. Zur 
Überlastung der Polizei habe aber nicht die hohe Zahl von 
Demonstrationen oder Fußballspielen geführt, sondern "einzig und allein 
der fortgesetzte massive Stellenabbau bei der Polizei in den letzten 
Jahren".
SPD-Innenexperte Albrecht Pallas ist für kurzfristige Neueinstellungen. 
Man sei nun gespannt auf konkrete Vorschläge des Ministers: "Es ist 
richtig, dass Sachsen mehr Polizisten ausbilden und übernehmen muss. 
Enrico Stange, Sprecher für Inneres bei den Linken, wies darauf hin, 
dass die von Ulbig avisierten Neueinstellungen frühestens 2017 in die 
Ausbildung und 2020 in den regulären Dienst kommen: "Damit belügt er die
 Öffentlichkeit durch seine Beschwichtigungsrhetorik." AfD-Politiker 
Jörg Urban forderte, dass die Polizeireform 2020 zwingend gestoppt 
werden müsse.
