Statt sich aufzulösen hat der Freiburger Kreisverband der "Alternative für Deutschland" in einer Mammutsitzung Jack Gelfort zum neuen Sprecher gewählt.
In Freiburg wird es weiter einen AfD-Kreisverband geben – allerdings mit deutlich ausgedünnter Spitze. Nachdem der bisherige Freiburger Vorstand der "Alternative für Deutschland" in der Folge der Abwahl von AfD-Gründer Bernd Lucke fast komplett seinen Rücktritt erklärt hatte und es bereits einen Antrag für die Auflösung des Kreisverbands gab, hat sich die Mitgliederversammlung in einer Mammutsitzung am Freitagabend doch dazu entschlossen, weiter zu machen.
Als neuen Sprecher wählten sie den 66-jährigen Jack Gelfort. Ihm stehen mit Beisitzer Detlef Huber und dem bisherigen Schatzmeister Michael Dyllick-Brenzinger allerdings nur noch zwei weitere Vorstandsmitglieder zur Seite.
Es war eine hitzige Atmosphäre im Nebenzimmer der "Mooswald-Bierstube" im Stadtteil Mooswald – und das nicht nur wegen schwül-heißer Temperaturen jenseits der 30 Grad. Rund 40 AfD-ler waren anwesend, darunter auch Mitglieder von anderen Kreisverbänden und vom Landesvorstand. Und auch ein bereits aus der Partei ausgetretenes Mitglied war gekommen, was genauso für Aufregung sorgte wie die Frage, ob die Presse anwesend sein darf oder ob die Versammlung dem bisherigen Vorstand überhaupt trauen könne, die Leitung des Abends zu übernehmen.
Keine zusätzlichen Turbulenzen gab es durch die "Autonome Antifa": Die Linken hatten ihr Kommen zwar ebenfalls angekündigt, waren dann aber doch nicht da.
Seit dem Rechtsruck der AfD nach der Abwahl von Bernd Lucke sind aus dem Freiburger Kreisverband 15 der rund 100 Mitglieder ausgetreten, darunter Vorstandsmitglieder und Ronald Asch, der den Kreisverband 2013 mitgegründet hat. Weitere 15 bis 20 Mitglieder hätten den Schritt angekündigt, berichtete die bisherige Sprecherin, Elke Fein. Nach dem Parteitag in Essen Anfang Juli hatte sie genauso wie fast alle anderen Vorstandsmitglieder ihren Rücktritt erklärt. Der Freiburger Kreisverband sei immer liberal gewesen – "eine Insel", so Elke Fein. Die nun eingeschlagene "rechts-konservative Richtung" mit "sichtbaren Unterschieden in Inhalten und politischem Stil" könne sie nicht mehr mittragen.
Besonders viel Gegenwind aus der Versammlung bekam der bisherige Vorstand von Dubravko Mandic, der sich später selbst bei der Wahl des neuen Sprechers zur Verfügung stellte – jedoch nur eine Handvoll Unterstützer fand. Mandic war in der Vergangenheit durch fremdenfeindliche Äußerungen aufgefallen. Auch am Freitag sagte er, er sei für weniger Einwanderung, "die Leute sollen dort bleiben, wo sie sind". Neben Mandic stellte sich der aus den USA stammende Michael Drahus zur Wahl. Mit deutlicher Mehrheit setze sich jedoch Jack Gelfort durch. Der Rentner war früher Geschäftsführer von verschiedenen mittelständischen Unternehmen und Eigentümer eines Ingenieurbüros. Auch er grenzte sich jedoch auf Nachfrage eines Parteimitglieds nicht klar von rechten Positionen ab. Für ihn gebe es "nicht rechts oder links, sondern nur vernünftig oder unvernünftig", sagte er. Wenn beispielsweise Brandenburgs AfD-Chef Alexander Gauland – der Stimmung gegen Flüchtlingsunterkünfte macht und sich eines Schlachtrufs des letzten deutschen Kaiser bedient – gute Argumente habe und diese der Öffentlichkeit vermittle, sei daran nichts auszusetzen, sagte Gelfort.
Statt wie bisher zwei Vorsitzende hat die Freiburger AfD zukünftig nur noch eine Spitze: Auf einen zweiten Sprecher konnte sich die Versammlung nicht einigen. Auch weitere Beisitzer fanden sich nicht.