Vom 17.-19. Juli fand in Freiburg das CSD Wochenende statt. Wir haben uns mit einem Wagen und einem Flyer daran beteiligt.
Hier der Flyer:
Wir wollen mehr Muschis sehen
Über die (Un)sichtbarkeit und den Umgang mit Vulvas im Hier und Jetzt.
Schon viel zu lange werden Vulvas versteckt, ignoriert, verteufelt und amputiert als wären sie per se entweder gefährlich oder gefährdet.
Das Muschi-Show-Monopol der Porno Industrie
In der Öffentlichkeit, abgesehen von Biologiebüchern die sich darauf beschränken ihre Funktion zur Fortpflanzung zu erklären, sind Muschis einzig und allein in Pornofilmen oder -heften zu sehen. Die Porno Industrie verfügt über das Monopol wenn es darum geht, unsere Vulvas öffentlich zu
machen.
Gezeigt werden Muschis dort erst nach viel zuvielen „Schönheitsoperationen“. Innere Lippen unsichtbar, geschlossen, gebleicht, haarlos, weit entfernt der Realität. Da wir uns nur auf diese Bilder beziehen können, entsteht der Eindruck, alles was davon abweicht sei abnormal und hässlich.
Zusätzlich zum optischen wird uns ein funktionelles Schema vermittelt. Unsere Vulvas sind passiv und werden penetriert. Sie werden als simple Löcher dargestellt, nur dazu da um phallusförmige Objekte reinzustecken.
Der Weg zur Befriedigung weiblicher Lust wird so gut wie ausschließlich auf penetrative Praxen reduziert, was viele Menschen dazu führt sich zu fragen was mit ihnen nicht stimmt oder warum sie Sex als so langweilig und gezwungen empfinden.
Auf die viel interessantere Funktion unserer Muschis als komplexes Lustorgan wird gerne ganz verzichtet.
Wir rufen dazu auf, eure Pussys kennen zu lernen und die plastische Schönheitschirurgie pleite gehen zu lassen. Wir wollen keine Pornos verbieten sondern Normen aufbrechen und Verhältnisse ändern.
Wir begrüßen in diesem Zusammenhang die erkennbaren Tendenzen zu emanzipatorischem, queerfeministischem Erotikkino und Lifestyle fern dem von weißen Männern dominierten Mainstream. Unsere Muschis sind Anlass zur Freude und kein Grund, uns zu schämen. Wir versichern euch, es gibt mehr Menschen als wir denken, die unsere Speckrollen, Beinhaare, Glatzen, übergroßen Klitorisse und Falten heiß finden.
Um das zu etablieren, müssen wir es sichtbar machen.
Wer öfter Muschis sieht, verliert die Scheu davor.
Uns ist klar, dass es in derzeitigen Verhältnissen nicht ohne weiteres möglich ist, sich von allen gesellschaftlichen Normen zu lösen und ab morgen in der Innenstadt fröhlich menstruierend mit den Schamlippen zu schlackern.
Weibliche Körper sind ständig und überall sichtbar, werden zu Werbezwecken eingesetzt und damit ihre Verfügbarkeit vermittelt.
Aber wenn Frauen* Haut zeigen, wird angenommen, sie wollten damit sexuelle Erregung hervorrufen. Es ist kein einfacher Kampf, sich im öffentlichen Raum leicht bekleidet zu bewegen ohne entweder angebaggert, beschimpft oder angegrabscht zu werden.
„Wer halb nackt durch die Gegend läuft, muss sich nicht wundern, wenn ihr Körper unaufgefordert kommentiert wird“, ist allgemein akzeptierter gesellschaftlicher Diskurs.
Die Möglichkeit, dass dies einzig witterungsbedingt oder aus Gefallen am eigenen Körper geschieht, wird nicht einmal in Betracht gezogen.
Deswegen halten wir es für dringend notwendig uns den Raum zu nehmen, um diese Verhältnisse gemeinsam zu kippen.
Wir wollen die Vielfältigkeit der Geschlechter sichtbar machen.
Wir wollen uns immer mehr Räume nehmen wo wir die Wahl haben ob wir unsere Körper bekleiden oder nicht
Wir wollen lieber mal eine Pussy im Herz an die Wand malen anstelle des millionsten Pimmels!