Sachsens Justizministerium sieht sich zeitlich überfordert
Von roland herold
 Leipzig. Paradox, aber wahr: Schlüssig zu erklären, dass man gar
 keine Zeit hat, dauert. Bestes Beispiel dafür ist die Antwort des 
sächsischen Justizministeriums auf eine Kleine Anfrage der Abgeordneten 
Susanne Schaper (Linke). Diese hatte nach der Zahl der Wohnungsräumungen
 in Sachsen gefragt und danach, in wie vielen Fällen davon Mietschulden 
die Ursache waren. Ersteres ließ sich relativ leicht beantworten: 5531. 
 Bei der Beantwortung der zweiten Frage aber machte die Behörde von 
Justizminister Sebastian Gemkow (CDU) geltend, dass für die Anforderung 
der Akten aus dem Archiv pro Stück 15 Minuten Zeitaufwand notwendig 
seien, da ja die Akte angefordert, ausgewertet und zurückgesendet werden
 müsse. Dies entspräche einem Gesamtaufwand von 82965 Minuten oder auch 
1383 Stunden. Lege man eine Arbeitswoche von 40 Stunden zugrunde, seien 
es folglich 173 Arbeitstage. Nach Abwägung des parlamentarischen 
Informationsinteresses einerseits und der Gewährleistung der 
Funktionsfähigkeit der Staatsregierung sowie der Justiz andererseits und
 unter Berücksichtigung des hohen Rangs des parlamentarischen 
Fragerechts, sehe man aus Gründen der Zumutbarkeit von einer 
Beantwortung ab. So viel immerhin ist klar: Die meisten Wohnungen 
geräumt wurden 2014 im Bereich des Amtsgerichts Leipzig: 1530. Dresden 
rangierte (1125 Klagen) knapp dahinter.
