Lutz Bachmann wirbt für Bürgerbegehren / Sechs Gegenveranstaltungen mit 800 Demonstranten
Von Andreas Tappert
 Das Bündnis "Leipzig gegen die Islamisierung des Abendlandes" (Legida) 
hat gestern zum ersten Mal gemeinsam in Leipzig mit dem Dresdner Bündnis
 "Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" 
(Pegida) demonstriert. Beobachter hatten diesen Schritt als Versuch 
interpretiert, die seit Monaten auf niedrigem Niveau stagnierenden 
Teilnehmerzahlen von Legida wieder in die Höhe zu treiben. 
 Beim letzten Legida-Spaziergang am 5. Juni waren 400 Spaziergänger 
erschienen; beim Aufzug am 4. Mai 300. Für gestern hatten die 
Veranstalter angekündigt, ihre Kräfte zu bündeln und eine 
"Großdemonstration" mit 1000 bis 1500 Personen auf die Beine zu stellen.
 Tatsächlich gekommen waren nach Polizeiangaben 800 Teilnehmer. Sie 
versammelten sich unter der Überschrift "Gemeinsam für Deutschland. Für 
Heimat, Frieden und den Erhalt der deutschen Kultur. Gegen Islamisierung
 und Multikulti" auf dem Richard-Wagner-Platz. 
Von dort zogen sie über den Goerdelerring und den Dittrichring zum 
Martin-Luther-Ring und wendeten in Höhe der Rudolphstraße, um wieder zum
 Richard-Wagner-Platz zurückzukehren. In Höhe der Thomaskirche wurden 
die Legida-Anhänger von einigen der rund 800 Gegendemonstranten mit 
Gemüse beworfen. 
Der aus Dresden angereiste Pegida-Organisator Lutz Bachmann erklärte auf
 dem Richard-Wagner-Platz, man wolle bei kommenden Landtagswahlen mit 
eigenen Kandidaten antreten und um Direktmandate ringen. Dazu ermutigt 
fühlen sich die Pegidisten durch den Erfolg ihrer Dresdner 
OBM-Kandidatin Tatjana Festerling, die im ersten Wahlgang an der Elbe 
fast zehn Prozent geholt hatte. 
 Bachmann forderte erneut Sachsens Ausstieg aus dem 
Rundfunkstaatsvertrag. Wie berichtet, will Pegida für ein Bürgerbegehren
 40000 Unterschriften sammeln, damit sich der Landtag mit der Forderung 
befassen muss. Der Pegida-Chef moniert unter anderem fehlende 
Staatsferne.
Griechenland war das Thema bei anderen Rednern. Die Griechen hätten sich
 viel zu lange ausrauben lassen, hieß es. Der nun von den Griechen 
beschrittene Weg sei auch der Weg, "den wir gehen werden". Auf den 
Transparenten waren Slogans zu lesen wie "Freiheit für Deutschland", 
"Volksentscheid Nato - Asylrecht - EU" oder "Rettet Europa vor der EU". 
Insgesamt erschien das Auftreten lauter und aggressiver als bei den 
vergangenen Legida-Veranstaltungen. Ein Journalist wurde von 
Legida-Anhängern angegriffen und der 44-jährige Tatverdächtige von der 
Polizei gestellt. Gegen ihn wird jetzt wegen Körperverletzung ermittelt.
 Ein Mitarbeiter der Versammlungsbehörde wurde von Legida-Anhängern 
verbal bedroht. Aber auch bei einigen Demonstranten der Gegenseite war 
ein extremeres Verhalten zu beobachten. Lutz Bachmann wurde im Verlauf 
von einer Frau mit roter Farbe angegriffen und am Auge verletzt. Ein 
Rettungswagen traf sofort ein und behandelte ihn. Der Straftatsverdacht 
einer Körperverletzung und einer Sachbeschädigung wird geprüft. Dennoch 
konnte der friedliche Verlauf durch die 900 eingesetzten Polizeibeamten 
weitestgehend gewährleistet werden.
Auch während der Kundgebung wurden die Redner von Gegendemonstranten mit
 Trillerpfeifen und lauten Zwischenrufen gestört. In der Innenstadt 
fanden sechs Gegenveranstaltungen statt; eine Spontandemonstration wurde
 ebenfalls noch angezeigt. Das Bündnis "Willkommen in Leipzig - eine 
weltoffene Stadt der Vielfalt" auf dem Nikolaikirchhof hatte auf die 
vermehrten Übergriffe auf Asylunterkünfte hingewiesen. Pegida und Legida
 hätten mit ihrem fremdenfeindlichen Treiben den Nährboden für Anschläge
 bereitet, hieß es. Weitere Gegenveranstaltungen gab es gestern unter 
anderem bei einer "Feministischen Demo gegen Legida". In der nächsten 
Woche will Pegida wieder in Dresden auf die Straße gehen, am 20. Juli in
 Chemnitz, dann wieder in Dresden. In vier Wochen werde man wieder in 
Leipzig demonstrieren, wurde angekündigt.
