CDU wirft Linken und Grünen erneut Relativierung vor - die loben die bunte Vielfalt in der Messestadt
Von Jörg Schurig und Jürgen Kochinke
 Dresden. Heraus kam das, was alle erwartet hatten. Gestern ging 
es in Sachsens Landtag um die gewalttätigen Ausschreitungen von 
Autonomen aus der linken Szene in Leipzig, und dabei gingen sich die 
politischen Kontrahenten herbe an. Erst warf der CDU-Innenpolitiker 
Christian Hartmann Grünen und Linken vor, sie würden die Exzesse 
relativieren, dann war die Opposition am Zug. Hier meinte 
Linke-Fraktionschef Rico Gebhardt, die Union stelle alle "alternativen 
und bunten Lebensweisen dieser besonderen Stadt unter einen politischen 
Generalverdacht" - was natürlich gar nicht gehe.
 Damit war das Feld eröffnet. Es ging laut und turbulent zu, und immer 
dominierten gegenseitige Schuldzuweisungen die Szenerie. Dabei machte 
Innenminister Markus Ulbig (CDU) im Landtagsplenum erneut klar, dass 
Sachsen gegen die Leipziger Linksautonomen hart vorgehen werde. Ähnlich 
hatte er sich bereits im Interview mit der Leipziger Volkszeitung 
geäußert. "Es ist klar", meinte Ulbig, "dass der Freistaat reagieren 
muss mit all seinen Behörden." Dabei müssten "alle Möglichkeiten 
ausgeschöpft" werden. All das bezog sich auf jene rund 100 teilweise 
vermummten Randalierer, die am vergangenen Freitag durch die Leipziger 
Straßen gezogen waren und Gebäude und Polizisten angegriffen hatten.
Schon zu Beginn der Landtagsdebatte hatte die Union ein konsequentes 
Vorgehen verlangt. "Wir können die Entwicklung in Leipzig nicht länger 
tolerieren", sagte Hartmann. "Hier ist eine Grenze ganz klar 
überschritten." Sachsen sei keinesfalls auf dem rechten Auge blind. "Wir
 müssen aber den Linksextremismus stärker bekämpfen", so Hartmann. Der 
CDU-Abgeordnete Roland Pohle schilderte das Geschehen vom vorigen 
Freitag gar als Augenzeuge und sprach von einer "militärisch 
organisierten Aktion".
Ähnlich wie Grüne und Linke im Landtag reagierte die Leipziger 
Bundestagsabgeordnete Monika Lazar (Grüne). Dabei ging sie speziell auf 
den Stadtteil Connewitz ein. "Ich fühle mich in meinem Wohnumfeld und in
 meinem Stadtteil sehr wohl und nicht verängstigt", ließ sie in einer 
Mitteilung wissen. "Auch herrschen dort keine anderen Gesetze. Ich wohne
 bewusst und gern dort und bin über die vielfältige alternative Szene 
und auch über die linke Subkultur sehr froh."
Diese habe schließlich auch dazu beigetragen, dass Legida nie solche 
Bedeutung erlangt habe wie Pegida in Dresden. "Daran könnte sich auch 
der sächsische Innenminister ein Beispiel nehmen anstatt Interviews zu 
geben, die nur von Unkenntnis zeugen", meinte Lazar. Sie lade Ulbig zu 
einem Rundgang durch Connewitz ein, "um sich persönlich ein Bild vom 
Stadtteil zu machen und offenbar vorhandene Ängste abzubauen".
