Morgen Landtagsdebatte zu den Ausschreitungen
Von Jürgen Kochinke
 Dresden. Die jüngsten Krawalle von rund 100 Autonomen aus der 
linken Szene in Leipzig haben ein Nachspiel im sächsischen Landtag. 
Bereits morgen steht eine von CDU und SPD nachträglich auf die 
Tagesordnung gesetzte aktuelle Stunde zum Reizthema an. Tenor: Die 
beiden Koalitionsfraktionen wollen klare Kante zeigen, um ähnlichen 
Ausschreitungen in Zukunft einen Riegel vorzuschieben.
 Arbeiten des Abwehrzentrums auf Linksextremismus ausweiten
 Bereits gestern brachte CDU-Frak- tionsmanager Christian Piwarz die 
Stoßrichtung auf den Punkt: "Es herrscht Einigkeit in der Koalition, das
 nicht weiter hinzunehmen", meinte er in Dresden. "Nötig ist ein klares 
Signal aller Demokraten."
Dabei sparte Piwarz nicht mit eindeutigen Worten. "Es ist mittlerweile 
das sechste Mal, dass linke Randalierer und Chaoten gezielt nicht nur 
Orte angreifen, sondern auch staatliche Institutionen." Nun stelle sich 
die Frage, ob das Operative Abwehrzentrum (OAZ) auf das Feld des 
Linksextremismus ausgeweitet werden müsse. Gleichzeitig griff Piwarz den
 aus Leipzig stammenden Landeschef der Grünen, Jürgen Kasek, an. Dessen 
Vorgehen beim Thema sei "unerhört". Dabei bezog sich Piwarz auf eine 
Passage von Kasek im Nachrichtendienst Twitter: "Glaubt wirklich jemand,
 dass 100 Randalierer den Rechtsstaat ernstlich gefährden können?"
Ähnlich wie die CDU sieht SPD-Fraktionsvize Hanka Kliese die Lage, 
allerdings mit leicht anderer Tonlage. Die SPD nehme die Krawalle 
durchaus ernst, meinte sie. Gleichzeitig warnte Kliese vor "voreiligen 
Schlüssen". Wer jetzt dafür plädiere, die Polizeipräsenz zu erhöhen, 
springe zu kurz. Zum einen fehlten die Beamten dann an anderer Stelle. 
Zum anderen könne mehr Polizei auch provozieren, wo Deeskalation gefragt
 sei. 
 Auch Opposition hat wenig Verständnis für Randalierer
 Klare Worte gab es ebenso von der Opposition. "Gewalt darf niemals 
Mittel der gesellschaftlichen Veränderung sein", sagte 
Grünen-Fraktionschef Volkmar Zschocke. Es bestehe Handlungsbedarf, nicht
 zuletzt sei der Einstellungskorridor für junge Polizisten zu gering. 
Schwarz-Rot hatte die Marge kürzlich von 300 auf 400 neue Beamte nach 
oben korrigiert.
Auch Linke-Fraktionschef Rico Gebhardt zeigte wenig Verständnis für die 
Randalierer. "Unsere Sympathie hält sich in Grenzen", sagte er. Das 
Ganze sei keineswegs linker Protest, sondern nur "Zerstörungswut". "Das 
hat mit links nichts zu tun", so Gebhardt.
Trotz dieser eindeutigen Abgrenzung der sächsischen Linken dürfte es am 
Donnerstag im Plenum zu einem handfesten Streit kommen. Dafür wird wohl 
schon die AfD sorgen, die gestern einen kleinen Vorgeschmack offerierte.
 Es existierten "Vernetzungen" zwischen SPD, Linken und Grünen mit der 
Antifa, meinte der AfD-Landtagsabgeordnete Jörg Urban.
Auch seien Abgeordnete anderer Fraktionen bei Demos anwesend gewesen, 
die keineswegs nur gewaltfrei verlaufen seien. Dabei nannte Urban auch 
einen Namen: Juliane Nagel von der Linken, die im Leipziger Süden den 
Direktwahlkreis geholt hatte.
