Dresden. Nach mehr als einem halben Jahr mit fast wöchentlichen Demonstrationen kann Dresden womöglich auf eine Atempause hoffen. Am Montagabend deuteten die Organisatoren vor rund 3000 Zuhörern eine Sommerpause nach der Oberbürgermeisterwahl an. Zur OB-Wahl am 7. Juni stellt Pegida mit Tatjana Festerling eine eigene Kandidatin.
Inhaltlich brachte auch die 27. Pegida-Demo wenig Neues. Während Gründer
Lutz Bachmann das „System zum Einsturz bringen“ will und Politiker als
„ausgelassene Verbrecher“ beschimpft, zog Festerling unter dem Jubel der
Pegida-Fans über die Idee von Dirk Hilbert (FDP) her, Dresden zum
deutschen „Vorzeigestandort“ integrativer Flüchtlingspolitik machen. Die
dabei angedachten 300 Arbeitsbeschäftigungen für Asylbewerber lehnte
sie kategorisch ab – denn damit würden Deutschen die Jobs weggenommen.
Zudem
entschuldigte sie sich für ihre Aussagen über Homosexuellle. „Ich habe
einen Fehler gemacht“, gab sie zu, betonte aber auch, inhaltlich weiter
hinter ihren Aussagen zum angeblichen „Minderheitenterror“ zu stehen.
Die
übrigen Redner versuchten vor allem, Pegida von Rechtsextremen
abzugrenzen. Nachdem in dieser Woche auf Facebook Fotos auftauchten, die
Pegida-Vorstand Siegfried Däbritz Arm in Arm mit dem
NPD-Bundesvorsitzenden Frank Franz und dem ehemaligen
NPD-Landtagsabgeordneten Arne Schimmer zeigten, bemühten sich die Asyl-
und Islamgegner zurückzurudern.
Den Vogel dabei schoss ein als
Herr Clausnitzer vorgestellter Mann ab, der Anhand von angeblichen
„historischen Wahrheiten“ beweisen wollte, dass Hitler und die NSDAP
kommunistisch gewesen seien und die Linke so Deutschland schon immer
geschadet habe. Da reichte es selbst dem Pegida-Publikum, das einmal
mehr von Rechtsextremen, Neurechten und Verschwörungstheoretikern bis
hin zum „besorgten Bürger“ und einem FDP-Stadtrat durchmischt war. „Halt
die Fresse“ schallte es dem älteren Mann entgegen.