Kosten von 15 Millionen Euro / Linkspartei kritisiert Dauerbelastung der Beamten / CDU: Billiger Populismus
Von Jürgen Kochinke
 Dresden. Die Aufmärsche der islamkritischen Vereinigungen 
Pegida, Legida und Co. erforderten seit Ende letzten Jahres den Einsatz 
von 40000  Polzeibeamten in Sachsen.  Diese Zahl hat jetzt erstmals 
Innenminister Markus Ulbig (CDU) auf Anfrage des linken 
Landtagsabgeordneten André Schollbach bekanntgegeben. Die Beamten, die 
aus verschiedenen  Bundesländern kamen, wurden zur Absicherung diverser 
Protestkundgebungen und Demonstrationen eingesetzt. Ein enormer Aufwand:
 Wenn man wie in Sachsen üblich eine Einsatzstunde eines Polizisten mit 
74 Euro veranschlagt und von einer durchschnittlichen Einsatzdauer von 
fünf Stunden pro Polizist ausgeht, kommt man auf 14,8 Millionen Euro 
Kosten. Den Spitzenplatz bei den Einsätzen  belegte Leipzig, wo am Rande
 der Legida-Aufmärsche insgesamt 20600 Beamte notwendig waren. Kaum 
entspannter die Lage in Dresden: So waren laut Ulbig in der 
Landeshauptstadt rund um Pegida bisher 17140 Polizisten im Einsatz. Beim
 Pegida-Ableger Chemnitz-Erzgebirge waren es immerhin noch 2130.
 Für Schollbach sind die Folgen absehbar. "Diese massive Häufung an 
Großeinsätzen stellt eine große Belastung für die Polizistinnen und 
Polizisten dar", sagt der Linke. "Der jahrelang von der CDU und 
Innenminister Ulbig betriebene Personalabbau verschärft die Situation." 
Da die CDU/SPD-Koalition nicht angemessen auf diese Lage reagiere, 
würden die Beamten zunehmend "auf Verschleiß gefahren".
Vor allem in Leipzig wird den Beamten viel abverlangt. So waren allein 
am 21. Januar  5100 Beamte im Einsatz - der sachsenweite Spitzenwert. 
Der größte Einsatz in Dresden fand ebenfalls im Januar statt, als 1700 
Beamte einen Pegida-Aufmarsch abgesichert haben. 
Sachsens Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Hagen Husgen, will das
 nicht hinnehmen, fordert Konsequenzen. "Es muss sich etwas ändern, die 
sächsische Politik muss handeln und endlich Geld in die Hand nehmen", 
meint der Gewerkschafter. Dass auch die neue schwarz-rote Koalition den 
Stellenabbau nicht entscheidend zurücknehme, sei schlicht "ein Unding". 
Ernst sei die Lage bereits seit Monaten. "Die Stimmung ist am Boden, die
 Kollegen sind völlig überlastet, sowohl physisch als auch psychisch."
Die CDU-Fraktion im Freistaat sieht dies anders. Der Vorwurf von 
Schollbach, CDU und Innenressort würden die Polizei auf Verschleiß 
fahren, sei "billiger Populismus auf dem Rücken der Beamten", meint der 
Innenexperte Christian Hartmann. Gleichzeitig verwies der CDU-Mann auf 
die Belastungen der Einsatzkräfte durch das Gewaltpotenzial der 
Gegendemonstranten gerade in Leipzig. Bei Pegida samt Ablegern handelt 
es sich laut Hartmann um "eine Sondersituation" der vergangenen Monate, 
der selbst durch umgehende Neueinstellungen nicht begegnet werden 
könnte. Schließlich dauere die Ausbildung eines Polizeibeamten drei 
Jahre.
