Nach hessischem Vorbild sollen bald auch Polizisten in Baden-Württemberg mit Schulterkameras ausgestattet werden. Das Freiburger Polizeipräsidium wurde, zusammen mit dem aus Mannheim, als Modellprojekt ausgewählt.
																	
								Im zweiten Halbjahr will Innenminister Gall Polizisten in 
Freiburg und Mannheim in einem Modellprojekt mit Mini-Kameras 
ausstatten. Vorbild ist Hessen, das Ziel die Verhinderung von Gewalt 
gegen Beamte.
Das schwarz-grün regierte Hessen hat seine Polizisten schon mit 
Mini-Schulterkameras ausgerüstet und lobt die "deeskalierende und 
präventive Wirkung" der Testläufe. In Kürze will Baden-Württemberg dem 
Beispiel folgen. "Wir werden in der zweiten Jahreshälfte in zwei 
Polizeipräsidien ein Modellprojekt starten", sagte Innenminister 
Reinhold Gall (SPD) der Badischen Zeitung. "Wir haben dabei Freiburg und
 Mannheim im Auge." Mit Hilfe der auf der Schulter befestigten 
Minikameras, sogenannter "Body-Cams", sollen Streifenpolizisten 
Widerstandshandlungen oder Übergriffe auf die Beamten nachweisen können.
Neben der Beweissicherung erhofft sich Gall einen weiteren Effekt: Der 
Hinweis, dass nun gefilmt werde, soll in Konfliktfällen zur Deeskalation
 beitragen und so Gewalttaten gegen Polizisten von vornherein 
verhindern. Am Projektrahmen, der etwa die Dauer des Versuchs oder die 
Bedingungen für den Kamera-Einsatz festlegt, arbeitet das Ministerium 
noch. Das Konzept soll in Kürze vorliegen. Beim 
Landesdatenschutzbeauftragten heißt es, dass wohl eine rechtliche 
Grundlage für den Einsatz der Minikameras notwendig sei. Die grüne 
Fraktion ist für den Modellversuch im Grundsatz offen.
				
				
In Hessen hat die Regierung mit dem Datenschutz klare Regeln für die 
Filmerei vereinbart: Die Kamera wird nur nach Ansage und in brenzligen 
Situationen eingeschaltet; Tonaufnahmen sind verboten. Irrelevantes muss
 nach dem Einsatz vernichtet werden. In Problemfällen darf die Polizei 
die Filme bis zu sechs Monate aufbewahren. An diesen Regelungen dürfte 
sich Baden-Württemberg orientieren.
In einer aktuellen Debatte im Landtag über den Schutz der Polizei vor 
Gewalt forderte CDU-Fraktionschef Guido Wolf Grün-Rot auf, sich einer 
hessischen Bundesratsinitiative anzuschließen. Mit dem Antrag, der heute
 im Bundesrat eingebracht wird, will die Koalition in Hessen erreichen, 
dass Gewalt gegen Polizisten und Rettungskräfte künftig härter bestraft 
wird. Widerspruch kam vom früheren CDU-Koalitionspartner, der FDP: 
Sinnvoller als eine Verschärfung wäre es, das bestehende Recht, das für 
Widerstandshandlungen gegen Polizisten ein Strafmaß von sechs Monaten 
bis zu fünf Jahre vorsieht, anzuwenden, sagte der frühere 
FDP-Justizminister Ulrich Goll. Ähnlich äußerte sich Gall, der den 
hessischen Vorstoß einen "Schnellschuss" nannte.
Da zusätzliche Kollegen den Polizisten am besten helfen würden, forderte
 FDP-Mann Goll zusätzliches Personal. "Diese Landesregierung lässt sich 
im Schutz der Beamten von niemandem übertreffen", hielt 
Grünen-Innenexperte Uli Sckerl dagegen.

