Dresden. Sachsens Regierung rechnet in diesem Jahr mit rund 23.000 Asylsuchenden. Das sind etwa doppelt so viele wie 2014 in den Freistaat kamen. Bislang ging die Regierung für 2015 von 15.300 Betroffenen aus. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) hatte am Donnerstag seine Prognose auf 450.000 Asylbewerber bundesweit erhöht.
„Es ist gut, dass wir jetzt mit einer realistischeren Annahme arbeiten 
können. Das bedeutet gleichzeitig, dass wir auf allen Ebenen nachsteuern
 müssen“, erklärte die sächsische Integrationsministerin Petra Köpping 
(SPD). „Die steigenden Asylzahlen fordern die gesamte Gesellschaft“, 
betonte Innenminister Markus Ulbig (CDU). Sachsen werde seinen 
humanitären Verpflichtungen nachkommen. „Wir werden gemeinsam mit den 
Landkreisen und Kommunen diese Herausforderungen annehmen.“ 
Nach
 Angaben des CDU-Innenexperten Christian Hartmann kommen auf den 
Freistaat durch die größere Zahl an Asylbewerbern Mehrbelastungen von 50
 Millionen Euro pro Jahr zu. In dem erst in der vergangenen Woche 
verabschiedeten Doppelhaushalt seien aber entsprechende Puffer 
eingebaut, sagte CDU-Fraktionschef Frank Kupfer. 
Sachsen fordert mehr Geld vom Bund
Sachsen
 pocht nun auf mehr Hilfe vom Bund. Denn die bisherigen Zusagen über 
finanzielle Unterstützung aus Berlin beruhen noch auf der Prognose von 
300.000 Asylanträgen in diesem Jahr. „Ich erwarte deshalb ein deutliches
 Zeichen vom morgigen Berliner Asylgipfel. Wir werden das Thema beim 
nächsten Lenkungsausschuss Asyl am 29. Mai besprechen, damit sich die 
Kommunen und kreisfreien Städte gut vorbereiten können“, sagte Köpping. 
Die
 CDU-Landtagsfraktion dringt auf die rasche Schaffung von 
Unterbringungskapazitäten. „Was wir heute vom BAMF erfahren haben, hat 
nur das bestätigt, was wir ohnehin vermutet haben“, sagte Fraktionschef 
Kupfer nach einer Klausurtagung der CDU-Abgeordneten in Dresden, bei der
 das Thema Asyl ebenfalls eine wichtige Rolle spielte. Konzepte zum 
Neubau von Asylbewerberheimen und auch mobiler 
Unterbringungsmöglichkeiten lägen bereits vor und seien im 
Doppelhaushalt auch schon finanziell unterfüttert, meinte Hartmann. 
„Derzeit geht es darum, etwa 100 Asylbewerber pro Tag unterzubringen.“ 
Beschleunigte Abschiebungen
Zugleich
 gebe es 3800 „vollziehbar Ausreisepflichtige“ im Freistaat. Hier gelte 
es, die Verfahren zu überprüfen und zu beschleunigen. „Im Rahmen eines 
Pilotprojektes mit einem Landkreis wollen wir dabei Handlungsoptionen 
prüfen und bewerten.“ Dieser Landkreis solle Meißen sein. 
Hartmann
 verwies darauf, dass der Haushalt auch bereits einen sogenannten 
Leertitel für eine vierte Erstaufnahmeeinrichtung in Sachsen enthalte, 
die neben der bestehenden in Chemnitz und den geplanten in Dresden und 
Leipzig zusätzliche 700 Plätze bieten solle. Diese müsse nun so schnell 
wie möglich geplant und gebaut werden. (dpa)
