Vier Beamte nach Angriffen von Gegendemonstranten verletzt / Polizei prüft auch mutmaßliche Übergriffe von Einsatzkräften
Von Frank Döring
 Nach Ausschreitungen von Gegendemonstranten am Rande der Legida-Demo 
hat sich die Zahl der registrierten Straftaten weiter erhöht. Bis 
gestern Mittag lagen der Polizei 25 Anzeigen vor, berichtete 
Behördensprecher Andreas Loepki. "Das dürfte aber noch kein 
abschließender Stand sein", sagte er, "es werden sicher noch mehr." 
Bislang handele es sich überwiegend um Straftaten von 
Gegendemonstranten. Diese hätten mit Steinen geworfen, Feuerwerksraketen
 gezielt abgeschossen sowie mit Farbe, Urin und Fäkalien gefüllte Beutel
 auch gegen Einsatzkräfte geschleudert. Vier Beamte wurden bei Angriffen
 von Gegendemonstranten leicht verletzt. 
 In zwei Fällen wird auch gegen Polizeikräfte ermittelt. So ist auf 
einem Video des MDR zu sehen, wie ein Polizeibeamter zutritt - offenbar 
auf einen am Boden liegenden Gegendemonstranten. Der Vorfall soll sich 
am Neuen Rathaus abgespielt haben, als die Polizei mit Unterstützung der
 Reiterstaffel eine Sitzblockade auflöste und dabei "unmittelbaren 
Zwang" anwenden musste, wie es hieß. "Wir nehmen diese Aufnahmen zum 
Anlass für Ermittlungen wegen des Verdachts einer Straftat", erklärte 
Loepki. Eine zweite Anzeige liege vor, weil ein Gegendemonstrant von 
einem Polizisten einen Schlag ins Gesicht erhalten haben soll - beim 
Versuch, eine Absperrung zu durchbrechen.
"Im Vergleich zu den letztmaligen Legida-Aufzügen war es unfriedlicher" 
konstatierte der Polizeisprecher. Ziel jener Linksextremisten, die sich 
bewusst vom friedlichen Protest gegen Legida abgrenzen, ist nach 
Einschätzung der Sicherheitsbehörden, die Kosten für Polizeieinsätze 
hochzutreiben, massiv Gewalt auszuüben und damit auch 
Legida-Sympathisanten  zu verängstigen. 
 Offen bleibe, ob ein am Wochenende veröffentlichter Gewaltaufruf auf 
der linksextremen Internetplattform Indymedia zu den neuerlichen 
Ausschreitungen beigetragen hat. "Gehen wir die Cops an! Machen wir die 
City platt!", hatten die Verfasser darin aufgerufen. Die Polizei sieht 
trotz stilistischer Unterschiede Parallelen zu jenem Gewaltaufruf für 
die Silvesternacht, der Mitte Dezember ebenfalls bei Indymedia 
veröffentlicht worden war . Vier Wochen später zogen Linksautonome durch
 die Stadt, attackierten unter anderem das Amtsgericht und richteten 
Zehntausende Euro Schaden an. 
Auf Legida-Seite seien potenziell gewalttätige Anhänger bisher "kaum in 
Erscheinung getreten", so Loepki. Für Irritationen sorgte am Montag 
Legida-Chef Silvio Rösler, der sagte, die Demo-Teilnehmer würden auf dem
 Rückweg von "Sportfreunden" des 1. FC Lok Leipzig begleitet. Der Verein
 distanzierte sich inzwischen davon. Dass Lok-Hooligans bei Legida 
mitmischen, hat das Innenministerium auf verschiedene Landtagsanfragen 
bestätigt. So waren etwa am 23. März rund "50 Personen aus dem Umfeld 
des 1. FC Lok Leipzig" im Legida-Block, darunter acht der Kategorie C - 
gewaltsuchend, gewalttätig oder zur Gewalt entschlossen. Bei vorherigen 
Demos waren es laut Ministerium noch mehr. 
