Vor ein paar Tagen hatten wir in Berlin Besuch von jungen chinesischen Genossinnen und Genossen. Bei dieser Gelegenheit kam ein kleines Interview mit ihnen zustande. In ihrer Heimat sind sie Mitglieder einer oppositionellen „K-Gruppe“, die sich laut ihnen am MLM orientiert, seit einigen Jahren versucht revolutionäre Politik zu entwickeln und ihren Schwerpunkt an einer Universität in einer chinesischen Großstadt hat.
Vor ein paar Tagen hatten wir in Berlin Besuch von jungen chinesischen Genossinnen und Genossen. Bei dieser Gelegenheit kam ein kleines Interview mit ihnen zustande. In ihrer Heimat sind sie Mitglieder einer oppositionellen „K-Gruppe“, die sich laut ihnen am MLM orientiert, seit einigen Jahren versucht revolutionäre Politik zu entwickeln und ihren Schwerpunkt an einer Universität in einer chinesischen Großstadt hat.
Ihre Antworten geben nicht
unbedingt unsere Einschätzungen und Positionen wieder. Wir lassen
die Genossen an dieser Stelle jedoch unkommentiert zu Wort kommen.
Stimmen chinesischer „Linker“ abseits des von anderen
imperialistischen Staaten hofierten Liberalismus sind im deutschen
Sprachraum selten genug zu vernehmen.
Wer seit ihr und wie sieht eure Praxis und Perspektive aus? 
Wir sind eine marxistische K-Gruppe an einer Universität in xxx. Wir 
arbeiten seit einigen Jahren daran den Studenten wieder den wahren 
Marxismus, den wahren Leninismus und die wahre Geschichte der 
Kulturrevolution nahezubringen. Mit vielen Positionen können und dürfen 
wir aber nicht offen auftreten. Die Repression ist sehr groß. Wir führen
 geheime Schulungsveranstaltungen durch. Außerdem veranstalten wir eine 
Abendschule für Arbeiter und Angestellte der Universität. 
Wir „dienen dem Volke“ aber auch ganz konkret indem wir z.B. den 
Putzfrauen an der Uni, die für vermeintliche „Fehler“ bestraft werden 
indem ihr Lohn einbehalten wird, dabei helfen ihren Lohn einzufordern. 
Wir veranstalten auch einen Liederabend, eine Art Konzert. Zu dem laden 
wir Bauarbeiter und fortschrittliche Studenten ein und helfen uns und 
ihnen sich marxistisch zu erziehen.
Unsere Arbeit entwickelt sich im Allgemeinen gut. Wir werden stärker und mehr.
Gibt es andere Gruppen wie eure?
Es gibt solche Gruppen wie unsere oder Ähnliche in jeder großen Stadt und in fast jeder Universität.
Alle Revolutionäre akzeptieren den Vorsitzenden Mao als höchste Stufe 
des Marxismus, aber es gibt welche die sich auf den 
Marxismus-Leninismus-Mao-Tse-Tung-Gedanken und welche die sich auf den 
Marxismus-Leninismus-Maoismus berufen. Verschiedene Zirkel haben 
manchmal verschiedene Ansichten, allerdings treten die Widersprüche oft 
nicht an der politischen Selbstverortung, sondern in der Praxis auf. Man
 erkennt in der Arbeit wer die Fortschrittlichen und wer die Rechten 
sind. 
Wie schätzt ihr Staat und Gesellschaft in China heute ein? 
In China herrscht totale Ausbeutung und ein entwickelter 
Kapitalismus/Imperialismus. Aber dass viel chinesisches Kapital im 
Ausland ist, wissen viele Chinesen gar nicht. Es gibt sehr viele 
Arbeitskämpfe und Streiks. Die Massen kämpfen oft spontan und ohne klare
 Führung gegen die Kapitalisten. Die Kommunisten beteiligen sich daran. 
Viele Kapitalisten rufen bei Arbeitskämpfen nicht die Polizei, sondern 
die Mafia – einfach weil die billiger ist. Die verkleidet sich als 
Polizei und zerschlägt dann den Protest. Du weißt nie ob der 
Uniformierte vor dir Polizist oder Mafiosi ist.
Es gibt eine sehr hohe Obdachlosigkeit, viele schlafen in Bahnhöfen und 
leeren Gebäuden. Und es gibt auch eine sehr hohe Selbstmordrate, aber 
wir kennen eher keine Drogenprobleme. Dafür fehlt auch einfach das Geld.
Welche Art Revolution ist nötig?
Zur Frage der Revolution gibt es in Chinas Linken zwei bzw. drei Linien: 
Die erste sagt es muss jetzt wieder eine gewalttätige sozialistische 
Revolution durch das Proletariat geben. Die zweite sagt es muss erstmal 
eine demokratische Revolution unter der Führung der Arbeiterklasse gegen
 die “Kommunistische“ Partei Chinas geben. Die dritte sagt man muss die 
jetzige KPCh bewahren und zurückerobern, wobei wir diese Linie für offen
 reaktionär halten.
Wie ist die Jugendkultur in China? 
Die Punkkultur und ihre Musik sind von kleinbürgerlichen Studenten, 
nicht vom Proletariat. Es gibt so gut wie keine Graffiti und die Jugend 
hört vor allem Populärmusik. Aber eigentlich alle Jugendlichen aus 
Arbeiterfamilien sind pro Mao.
Was hatte es mit der MKPCh (Maoistische Kommunistische Partei 
Chinas) auf sich, die um 2008 kurz in den Medien war und zur Revolution 
in China aufrief?
Das war ein Ausdruck des innerparteilichen Kampfes in der KPCh. Ein eher
 „Linker“ KPCh-Kader - linker als die Regierenden, aber noch immer 
Revisionist – wollte an die Macht. 
Wie sieht es mit internationalen Einflüssen auf die revolutionäre Bewegung in eurem Land aus?
Die Regierungsmedien berichten natürlich nichts über ernsthafte 
revolutionäre Bewegungen im Ausland. Auch viele 
Informationsbeschaffungsmedien wie Facebook, Twitter oder Youtube gibt 
es bei uns nicht. Demzufolge schlecht.
Von der philippinischen Revolution haben wir tatsächlich erst in Europa 
erfahren, vom Volkskrieg in Indien erst durch den Spielfilm Chakravyuh. 
Auch Kämpfe wie in Kurdistan und Irland waren bei uns unbekannt. Aber 
jetzt werden wir mit vielen starken Eindrücken und neuen Inspirationen 
zurück nach China gehen!
Jugendwiderstand Berlin

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