Leipzig. Hat der Polizeiposten in der Connewitzer Wiedebach-Passage einen Einfluss auf die Kriminalität im Quartier? Juliane Nagel, direkt gewählte Landtagsabgeordnete aus dem betreffenden Wahlkreis und Leipziger Stadträtin der Linken, hat dazu eine kleine Anfrage im sächsischen Parlament gestellt.
Das Innenministerium des Freistaats legte in seiner Antwort Zahlen vor, 
wonach im Ortsteil Connewitz die Kriminalität um 29,7 Prozent 
zurückgegangen sei. Im direkten Umfeld des Postens hätte das Haus gar 
einen Rückgang von 37,6 Prozent erfasst. Im gleichen Zeitraum stieg die 
Kriminalität in ganz Leipzig um 12,5 Prozent an.
Drastischer Anstieg im Vorfeld könnte starken Rückgang erklären
Juliane
 Nagel zieht die vom Ministerium vorgelegten Zahlen in Zweifel. Sie 
führt aus: Im Kriminalitätsatlas für das Jahr 2013 sind im Bereich 
Connewitz 2156 Straftaten aufgeführt. Das Innenministerium spricht für 
den Zeitraum vom 1. Januar 2013 bis zum 5. Februar 2014, der Tag an dem 
der Polizeiposten in Betrieb genommen wurde, von 3703 Fällen. „Dies 
würde bedeuten, dass es in den ersten fünf Wochen des Jahres 2014 
insgesamt 1547 Straftaten in Connewitz gegeben hätte“, so Nagel. „Ich 
kann mir das nicht vorstellen.“ Um diese Unklarheiten zu beseitigen, hat
 sie eine weitere Anfrage gestellt: Wie hoch war das 
Kriminalitätsaufkommen, aufgeschlüsselt nach Straftaten und 
Ordnungswidrigkeiten. Auch fragt sie nach dem Anzeigeverhalten der 
Bürger vor Ort. Wie wird der Posten angenommen?
Die Stadträtin 
hält die Einrichtung des Polizeipostens weiterhin für eine 
Fehlentscheidung. „Seine Einrichtung ist und bleibt politisch motiviert.
 Connewitz ist und war im stadtweiten Vergleich kein 
Kriminalitätsschwerpunkt.“ 
Initiative will mit Straßenfest alle Seiten an einen Tisch bringen
Die
 Initiative „Für das Politische!“ begreift den Polizeiposten ebenfalls 
als Akt der politischen Repression. Proteste gegen Gentrifizierung im 
Quartier würden mit Videoüberwachung, verdachtsunabhängigen Kontrollen 
und eben dem Polizeiposten gekontert, so Eike Sommer, Sprecher der 
Initiative.
Um einen Austausch zwischen Politik, Anwohnern und 
Interessierten zu ermöglichen, lädt die Initiative für den 
Sonntagnachmittag zu einem Straßenfest auf den Herderplatz ein. Neben 
Musik, Mitmachaktionen und Verköstigung bildet eine Podiumsdiskussion 
zum Thema Gentrifizierung den Höhepunkt. Ab 15.45 Uhr stellen sich 
Leipzigs Ordnungsamtsleiter Helmut Loris, Karsten Gerkens vom Amt für 
Stadterneuerung, Norma Brecht vom Bündnis „Stadt für alle“ sowie 
Vertreter der Alternativen Wohnungsgenossenschaft Connewitz und der 
ausrichtenden Initiative kritischen Fragen. 
Vor dem Straßenfest,
 welches um 14 Uhr beginnt, wird es ab 12 Uhr einen Rundgang durch 
Connewitz geben. Für die Teilnahme wird um eine 
vorherige Anmeldung (Link)
 gebeten.
