Tatjana Festerling reist für Pegida quer durch Deutschland.
Von Klaus Wallbaum
Schon einmal hat Tatjana Festerling bundesweit Schlagzeilen gemacht. Das war vor sechs Jahren, als die Mittdreißigerin Pressesprecherin der norddeutschen Eisenbahngesellschaft Metronom war. Als erstes Unternehmen verhängte die Firma 2009 ein striktes Alkoholverbot für Zugreisende - eine Reaktion auf viele angetrunkene Fußballfans. Festerling tat das überzeugend.
Aber dass ihr Weg Jahre später in die Politik führen würde? Wenige 
ahnten das wohl. Am Ostermontag will die rechtspopulistische Pegida eine
 Kandidatin für die Dresdner Oberbürgermeisterwahl am 7. Juni benennen. 
Viel spricht dafür, dass es Festerling sein wird, denn sie ist 
mittlerweile neben Lutz Bachmann zu einer Leitfigur der "Patriotischen 
Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" geworden. Schon seit 
Monaten tourt sie durch die Republik und redet bei Pegida-Treffen - auch
 in Hannover, Chemnitz, Leipzig und immer wieder in Dresden.
Sie selbst sagt über sich: "Ich bin berufstätige Mutter von zwei 
erwachsenen Kindern, Ultramarathonläuferin, mit Coaching- und 
Yoga-Ausbildung, weit gereist und freiheitsliebend." Die PR-Fachfrau 
kommt aus Hamburg, startete bei einem Zeitschriftenverlag, gründete eine
 Werbeagentur, die Kochkurse anbietet, sprach für ein Museum und dann 
für ein regionales Verkehrsunternehmen. In Hamburg schloss sie sich der 
AfD an - und dann geschah etwas, das sie in der Szene rasch bekannt 
machte. Nach der Kölner Hooligan-Demo im vergangenen Oktober, die in 
Ausschreitungen endete, schrieb sie einen Artikel - sowohl für die 
"Weltwoche", als auch für Internet-Foren. Gewaltausbrüche habe es von 
Seiten der Hooligans nicht gegeben, sie ziehe ihren "Hut vor den Hools".
 Diese offene Sympathiebekundung verärgerte den AfD-Landesverband, einem
 Ausschluss kam Festerling mit ihrem Austritt zuvor - und angeblich 
verlor sie ihren Arbeitsplatz. Ihre Pegida-Freunde verpassten ihr ein 
Martyrer-Image, eine Facebook-Seite "Solidarität mit Tatjana Festerling"
 wurde eingerichtet - und sie wurde zur Ikone der Bewegung.
Mit der Presse redet sie heute ungern, aber in ihren Pegida-Ansprachen 
zieht sie vom Leder, verbreitet auch Verschwörungstheorien: Der Staat 
finanziere Rechts- und Linksradikale, um "das Volk in der Mitte zu 
regulieren". In Dresden riet sie jetzt, wohl ironisch, die Mauer wieder 
aufzubauen - dann könne im Westen eine "Gesinnungsdiktatur" entstehen, 
ein "Grünes Reich mit Vollverschleierung". Auch für eine rechtsradikale 
Internetseite schreibt Festerling. Diese gibt sich pro-israelisch und 
ist islamfeindlich. Erbitterte Gegner hat sie viele, auch im 
rechtsextremen Lager, wo sich viele Israelfeinde tummeln.
