Leipzig. Sie zogen erst demonstrierend durch das Musikviertel, danach beschmierten und attackierten sie die Fassade der Leipziger Staatsanwaltschaft. Eine Gruppe von rund 50 Vermummten hat am Donnerstagabend einen Anschlag auf das Justizgebäude im Zentrum-Süd verübt. Im Internet bekannten sich Autonome noch in der Nacht zu der Aktion. Zwei tatverdächtige Sprayer konnten nach Polizeiangaben gefasst werden. Auch der Staatsschutz ist inzwischen in die Ermittlungen eingeschaltet.
Gegen 19.20 Uhr seien die Randalierer vor der Staatsanwaltschaft in der 
Straße des 17. Juni aufgetaucht und hätten mehrere Schriftzüge an das 
Gebäude gesprüht, berichtete Polizeisprecher Uwe Voigt am Freitagmorgen 
gegenüber LVZ-Online. „Gegen Staat und Repression“ sowie „Free Fede“ 
schmierten die Täter in dunkelroter Farbe an die Fassade. Auch zwei 
Pflastersteine schleuderten die Chaoten gegen das Gebäude. Es entstand 
dabei laut Polizei jedoch kein Schaden. Nach dem Abzünden mehrerer 
Feuerwerkskörper flüchtete die Gruppe.
Bekenner fordern Freilassung eines Blockupy-Aktivisten
Polizeipräsident Bernd Merbitz verurteilte am Freitag die erneute Attacke auf ein Leipziger Justizgebäude, nachdem bereits 
bei einer gewaltsam endenden Demo Mitte Januar
 unter anderem das Amtsgericht massiv attackiert worden war. „Diese 
Scharmützel, die zu solchen Gewaltausbrüchen führen, sind nicht 
hinnehmbar“, zeigte er sich entsetzt. Seine Beamten würden die Tat mit 
Nachdruck verfolgen, denn, so Merbitz: „Gewaltexzesse im 
linksextremistischen Bereich haben in der letzten Zeit eindeutig 
zugenommen.“
Auf der linken Internet-Plattform Indymedia tauchte 
noch am Abend um 22.25 Uhr ein Bekennerschreiben auf. Ein Autor namens 
„Sturmhaubenträger*innen“ spricht darin von einer „Spontandemo“ aus 
Solidarität für den in Frankfurt/Main inhaftierten „Fede“. Gegen den 
italienischen Studenten Federico A. wird nach den Blockupy-Protesten 
gegen die EZB-Eröffnung wegen Landfriedensbruch und Körperverletzung 
ermittelt, heißt es. „Wir wollen, dass Fede und alle anderen politischen
 Gefangenen wieder frei kommen. Bis dahin werden wir weiterhin den Staat
 und die anderen Stützen des Kapitalismus angreifen“, drohen die 
Verfasser mit weiteren Taten.
Ihr Posting haben die Verfasser 
sogar mit Fotos versehen, die den Marsch vom Geisteswissenschaftlichen 
Zentrum (GWZ) in der Beethovenstraße zur Straße des 17. Juni zeigen. Die
 schwarz vermummten Teilnehmer tragen darauf ein Plakat mit der 
Aufschrift „#FreeFede. Frankfurt war erst der Anfang!“ Auch mit den 
Aktionen am Donnerstagabend in Leipzig brüsten sie sich: „Es wurde ein 
wenig Pyrotechnik gezündet und Parolen gegen den Staat und seine 
Schergen gerufen. Vorerst wurde keine hohe Sachbeschädigung begangen.“ 
Polizei fasst Graffiti-Schmierer im Musikviertel
Die Randalierer konnten zunächst flüchten, zwei mutmaßliche Mittäter im 
Alter von 27 und 28 Jahren gingen der Polizei später aber ins Netz. Die 
Radfahrer seien in der Nacht gegen 2.10 Uhr von Streifenbeamten an der 
Ecke Ferdinand-Rohde-/Mozartstraße unweit des Clara-Zetkin-Parks 
gestoppt worden, sagte Voigt. „Sie hatten noch Farbe an den Händen“, 
berichtete er. Zudem führten die Verdächtigen Sprayer-Utensilien in 
Stoffbeuteln bei sich, darunter Farbdosen und Handschuhe. 
Ob die
 Männer tatsächlich mit der Aktion am frühen Abend in Verbindung 
standen, ist jedoch fraglich. Wie Voigt einräumte, war die gefundene 
Farbe nicht rot sondern weiß und blau – so wie die erst später am Abend 
an die Fassade gesprühten „Fuck Nazis“-Schriftzüge. Laut Polizei 
bestreiten die Männer bislang, an den Aktionen beteiligt gewesen zu 
sein. Aufgrund der Vermummungen der Randalierer konnten 
Videoaufzeichnungen des Übergriffs laut Polizei bislang keinen 
Aufschluss bringen. Nach einer Aufnahme ihrer Personalien kamen die 
beiden Männer wieder auf freien Fuß.
