Anlässlich des Internationalen Frauenkampftages am 08. März veranstaltete die Frauengruppe Stuttgart eine Kundgebung am Marienplatz in Stuttgart und anschließend ein Buffet mit daruaffolgenden Vortrag.
Das Thema der Kampagne war „Flüchtlingsfrauen – Getrieben von Hoffnung, gelandet in Isolation – Lasst uns für ein besseres Leben aller Frauen kämpfen!“.
Denn gerade in Zeiten von PEGIDA und immer neuen rassistischen Mobilisierungen gegen Flüchtlingslager; sind Flüchtlinge, ihre Situation und der rechten Hetze, die sie erfahren in aller Munde. In fast allen Fällen sind die Debatten jedoch nicht konstruktiv, sondern tragen zu dem allgemeinem Rechtsruck der Bevölkerung bei. Dem entgegenzuwirken muss als Aufgabe von linken Strukturen und Bewegungen begriffen werden. Hierbei sollte aber die besondere Lage von Flüchtlingsfrauen nicht vergessen werden – um diesbezüglich einen Beitrag zu leisten, wurde dieses Thema gewählt, unter anderem auch deswegen um die Isolation der Flüchtlingsfrauen hier zu überwinden.
An der Kundgebung nahmen etwa 50 linke AktivistInnen teil, die aus unterschiedlichsten Strömungen zusammenkamen um den Internationalen Frauenkampftag auch in Stuttgart zu begehen. Um die Hintergründe und die Lebensbedingungen von Flüchtlingsfrauen vielseitig beleuchten zu können, verlasen verschiedenste Gruppen Reden zu einzelnen Aspekten.
Das „Offene Treffen gegen Krieg und Militarisierung“ (OTKM) fokussierte sich vor allem auf die Situation der Länder aus denen Menschen momentan hauptsächlich fliehen und benannte die Ursache dafür in dem sie die imperalistischen Kriege anprangerte. Um den hier sich immer weiter zuspitzenden Rassismus gegenüber den Flüchtlingen zu analysieren, hielt das „Antifaschistische Aktionsbündnis Stuttgart und Region“ (AABS) eine Rede.
Außerdem meldeten sich auch Flüchtlinge selbst zu Wort indem die Flüchtlingsselbstorganisation „The Voice“ aus ihrer Perspektive die Situation erläuterte.
Zuletzt hielt die Frauengruppe Stuttgart selbst eine Rede, die die frauenspezifischen Fluchtgründe sowie Hürden auf der Flucht und ihre Lebensbedingungen in den Lagern thematisierte.
Des weiteren wurde der Marienplatz mit frauenkämpferischen Parolen mittels Kreide verschönert.
Thematisch passende Stellwände sollten sowohl PasantInnen als auch die TeilnehmerInnen der Kundgebung die Möglichkeit geben Einblicke in die frauenspezifischen Fluchtgründe und Problematiken auf der Flucht sowie der Situation hier vor Ort, zu gewinnen.
Außerdem wurden rote Nelken als Symbol linken Widerstands an alle teilnehmenden Frauen verteilt.
Nach dem Ende der Kundgebung ging ein Großteil der linken AktivistInnen in das Linke Zentrum Lilo Herrmann, denn dort gab es zunächst zur Stärkung ein Buffet und im Anschluss einen Vortrag zu dem Thema Flüchtlingsfrauen mit anschließender Diskussionsrunde.
Der Internationale Frauenkampftag wurde damit in Stuttgart erfolgreich begangen! Jedoch gilt es kontinuierlich sich mit der Unterdrückung der Frau zu befassen und daran zu arbeiten diese einhergehend mit dem kapitalistischen System aufzulösen. Dafür ist es notwendig, frauenkämpferische Praxis gleichwertig zu antifaschistischen, antimilitaristischen und antikapitalistischen Kämpfen zu führen. Denn Frauenkampf ist Klassenkampf!
Für die weltweite Befreiung der Frau!
--- Der Aufruf der Frauengruppe Stuttgart ---
Flüchtlingsfrauen – Getrieben von Hoffnung, gelandet in Isolation…
Lasst uns für ein besseres Leben aller Frauen kämpfen!
Oft hat man hier vor Ort das Gefühl, dass die meisten Flüchtlinge 
männlich sind. Statistiken beweisen jedoch das Gegenteil: Etwa 80% der 
Fliehenden weltweit sind Frauen und Kinder. In Deutschland sind jedoch 
nur 30% der Flüchtlinge Frauen. Wie kommt es zu solch einem 
Missverhältnis? Welche Geschichten treiben die Frauen hierher und was 
erleben sie, wenn sie hier sind?
Aus ihren Heimatländern…
fliehen Frauen meist, weil sie sich mit sexualisierter Gewalt, 
Zwangsheirat und drohender Genitalverstümmelung konfrontiert sehen. 
Sexualisierte Gewalt ist weltweit die häufigste Unterdrückungsform gegen
 Frauen, da in patriarchalen Verhältnissen Frauen auf das Eigentum eines
 Mannes reduziert werden. Gewalt ist daher die gängigste Form für Männer
 zu zeigen, dass sie mit einer Frau machen können, was sie wollen. Die 
Motivation dahinter kann unterschiedlichster Couleur sein. So erfahren 
Frauen oft genug sexuelle Belästigungen oder Vergewaltigungen innerhalb 
ihres privaten Umfelds oder von Fremden. In Krisengebieten kann das 
Vergewaltigen von Frauen jedoch auch gezielte Kriegsstrategie sein. Das 
aktuellste Beispiel hierfür ist der Terror des „Islamischen Staats“ 
(IS), der seinen expansiven Angriffskrieg unter anderem finanziert, 
indem er Frauen als „Sexsklavinnen“ verkauft und im Zuge seiner Angriffe
 Frauen massenhaft vergewaltigt.  Ziele sind neben der eigenen 
Machtbestätigung die Demoralisierung derjenigen, die sich ihnen 
unterwerfen sollen.
Die Methodik der Zwangsheirat ist nicht nur, wie hier immer vorgegaukelt
 wird, im arabischen Raum üblich, sondern reicht bis nach Asien und über
 ganz Afrika hinweg. Egal ob aus wirtschaftlichen oder machtorientierten
 Gründen stellt sich diese Tradition gegen jegliche Selbstbestimmung der
 Frau.
Die meist aus Tradition begangene weibliche Genitalverstümmelung wird 
bis heute vor allem im westlichen und nordöstlichen Afrika, aber auch im
 Jemen, Irak, Indonesien und Malaysia praktiziert. Meistens vollzieht 
sich dieses Verbrechen in der Pubertät der Frauen und führt neben 
psychischen und physischen Schäden nicht selten bis zum Tod.
Diese Gründe können nur grob die Geschichten der einzelnen Frauen 
skizzieren. Je nach ihrem sozialen Umfeld oder auch politischen 
Verfolgungsgründen, fliehen sie allein, mit ihren Kindern oder der 
ganzen Familie. Das zeigt, dass sie nicht nur bloße Anhängsel des 
staatlich verfolgten Mannes sind, wie es hier oft dargestellt wird. Es 
sind meist nur die Frauen, die mit der Familie oder einem Mann fliehen, 
die es bis hierher schaffen. Der Rest bleibt schlicht und ergreifend auf
 der Strecke.
…auf einer langen Reise…
werden sie meist erneut mit sexualisierter Gewalt konfrontiert, werden 
an Grenzposten nicht ernstgenommen und haben oft mit Rückschlägen zu 
kämpfen, die für sie aufgrund ihres Geschlechts weniger überwindbar sind
 als für Männer. Viele leben daraufhin ewig in Flüchtlingslagern an 
Grenzen, auf der Straße, werden entführt oder sterben. Ihr Ziel vom 
besseren Leben ist praktisch für eine Mehrzahl von ihnen unerreichbar.
Besonders Frauen, die alleine oder nur mit ihren Kindern fliehen, sind 
schutzlos vor jeglicher Diskriminierung, Demütigung und (sexualisierter)
 Gewalt. Hier zeigt sich wie sich das männliche Gefühl der Dominanz über
 Frauen in Fluchtzusammenhängen verstärken kann. Die Täterspanne reicht 
vom  Lageraufseher über männliche Flüchtlinge bis hin zu Polizisten, 
militärischem Personal, Mitarbeitern von internationalen 
Hilfsorganisationen und Regierungsangestellten. Weit verbreitet sind 
auch Banden, die sich in Lagern aufhalten und Frauen zur Prostitution 
zwingen, gegen ihren Willen verheiraten oder versklaven. Viele Frauen 
werden auch von vermeintlichen „Rettern“ hinter das Licht geführt, indem
 diese ihnen vermitteln, dass sie ihnen helfen werden, wenn sie sich 
ihnen nur anschließen; andere werden entführt.
Möglichkeiten, wie die allseits bekannte und gefährliche Flucht über das
 Mittelmeer auf völlig überfüllten Schiffen, stehen ihnen aufgrund ihres
 Geschlechts nur selten zur Verfügung. Sie haben meist zu wenig Kontakte
 zu Gruppen, die eine solche Flucht organisieren, zu wenig Geld oder 
werden nicht mitgenommen, da sie von den Organisatoren nicht ernst 
genommen werden. Wenn sie trotzdem auf ein solches Schiff gelangen, sind
 sie meistens mit einem Mann unterwegs oder sind allein unter Männern 
wiederum sexualisierter Diskriminierung, Belästigung oder Gewalt 
ausgesetzt.
…in Deutschland angekommen?
Leider nicht. Die wenigen Frauen, die all das durchgestanden haben und 
hierher gelangten, werden nicht nur von rassistischen Asylgesetzen und 
rechter Hetze empfangen, sondern haben zudem mit dem was sie erlebt 
haben zu kämpfen. Sie haben keine Möglichkeit zur Ruhe zu kommen und den
 Traum vom „besseren Leben“ umsetzen zu können.
Das vorrangige Problem, was sich ihnen stellt, ist das der Anerkennung 
ihrer Fluchtursachen. Zu schwammig sind die Gesetze formuliert, die auf 
geschlechtsspezifische Fluchtgründe eingehen. Da meist ein politischer 
oder sozialer Verfolgungshintergrund vorhanden sein muss, um ein 
Aufenthaltsrecht zu erhalten, werden die Fluchtursachen von Frauen meist
 nicht als asylrelevant eingestuft. Dies liegt der Tatsache zu Grunde, 
dass sexualisierte Gewalt teilweise durch Staaten totgeschwiegen oder 
akzeptiert wird. Oft argumentieren auch Behörden damit, dass das 
jeweilige Herkunftsland der Frauen für ihren Schutz zuständig ist.
Darüber hinaus ist die Art und Weise des Verfahrens mehr als nur 
unzureichend, um die persönlichen Geschichten der Frauen fassen zu 
können. Angefangen bei der Ignoranz der Wirkung von solch 
traumatisierenden Erlebnissen, geschlechtergemischten Teams, denen die 
Frauen sich öffnen sollen bis zu den mangelnden sprachlichen 
Fähigkeiten, alles formulieren und ausdrücken zu können 
(DolmetscherInnen sind meist nur in geringer Anzahl oder gar nicht 
verfügbar).
In diesem umfangreichen und ermüdenden Prozedere, noch ewig geschlaucht 
von der Flucht, verharren Frauen dann in Flüchtlingsunterkünften, deren 
Bedingungen besonders für sie menschenunwürdig sind.
Oft genug sind Duschen und Toiletten nicht nach Geschlechtern getrennt 
und häufig sogar nicht abschließbar. Flüchtlingsfrauen berichten daher 
von männlichen Zuschauern beim Duschen und weiteren sexualisierten 
Belästigungen. Die Gemeinschaftsräume und Küchen sind meistens männlich 
dominiert, da die Mehrzahl der Flüchtlinge in solchen Unterkünften 
Männer sind, sodass sie sich dort oft nicht hinein trauen. Deswegen 
verbringen Frauen ihre Zeit meist ununterbrochen auf ihren überbelegten 
Zimmern, die oft nicht verschlossen werden können, d.h. sie können sich 
selbst dort nicht sicher vor Übergriffen oder Ähnlichem fühlen. Einige 
Frauen werden sogar von Mitarbeitern der Unterkünfte belästigt. Die 
wenigen Bildungsangebote wie „Deutschkurse“ können sie ebenfalls nur 
selten wahrnehmen, da sie für ihre Kinder sorgen müssen und es nur 
selten Betreuungsangebote für diese gibt. Privatsphäre, Ruhe oder 
vielfältige Beschäftigungsmöglichkeiten sind Fremdwörter für sie. Sie 
sind hierher gekommen, um dem zu entrinnen was sie erlebt haben, doch 
anstatt dies verarbeiten zu können, finden sie sich in regelrechter 
Isolation wieder. Was ein zumindest vorübergehendes „Zuhause“ werden 
sollte, kann man daher vielmehr mit einem Leben im Knast vergleichen. 
Zusammenschlüsse von Flüchtlingen, die sich selbst organisieren, um ihre
 Lage zu verbessern, sprechen daher nicht von „Unterkünften“, sondern 
von „Lagern“, in denen sie leben.
Kampf der weltweiten Unterdrückung von Frauen!
Diese besonderen Umstände, denen Flüchtlingsfrauen ausgesetzt sind, 
müssen im Kontext mit unserem kapitalistischen und damit einhergehend 
patriarchalen System gesehen werden.
Die patriarchalen Strukturen unserer Gesellschaft sind die Ursachen 
dafür, dass Frauen international benachteiligte Möglichkeiten haben, 
sich zu entfalten und ihr Leben selbst zu bestimmen. Sie sind überall 
verschiedensten Unterdrückungs- und Ausbeutungsformen ausgesetzt. Egal 
ob es die schlechteren Karten im Beruf und die Belastung der 
Hauptverantwortlichkeit für Haushalt und Kinder sind. Egal ob 
psychische, physische oder ökonomische Gewalt oder Machtdemonstrationen 
von Männern gegenüber Frauen. Egal ob Zwangsheirat, Genitalverstümmelung
 oder sexualisierte Gewalt. Frauen sind all dem ausgesetzt und viele 
versuchen davor zu fliehen. Diejenigen, die hier vor Ort ankommen, 
begegnen nicht nur rassistischen Ressentiments, welche alle Flüchtlinge 
betrifft, sondern erfahren darüber hinaus erneuten Sexismus und damit 
verbundene Problematiken.
Diese Muster müssen durchbrochen werden! Hierfür gilt es, nicht nur die 
Bedingungen hier vor Ort zu verbessern und den Rassismus 
zurückzudrängen, das System, das die Ursachen für die Fluchtgründe und 
die Bedingungen vor Ort setzt, muss  angegangen werden. Der Kapitalismus
 beherbergt das Patriarchat als Mechanismus, um mehr Profit  zu 
erlangen, Frauen werden nicht als Menschen, als Subjekte, sondern als 
Objekte gesehen. Solange dies der Fall ist, wird die vollkommene 
Befreiung der Frau nichts weiter als ein Ideal bleiben. Um diese in die 
Realität umsetzen zu können, dürfen wir uns weder von Phrasen aus Medien
 und Politik, noch von Scheinerfolgen blenden lassen, vielmehr müssen 
wir alle Menschen über die Unterdrückungsmechanismen und ihre 
Überwindung aufklären.
Gemeinsam müssen wir, Männer und Frauen, gegen den Kapitalismus 
und der damit einhergehenden Unterdrückung und Ausbeutung der Frau 
kämpfen!
Die Befreiung der Frau weltweit ermöglichen!










