Eilenburg. Am Sonnabend ist der "1. Spaziergang für eine angemessene Asylpolitik" vor dem Rathaus in Eilenburg über die Bühne gegangen. Anlass war die derzeitige Suche der Stadtverwaltung nach einem potenziellen Standort für ein Container-Heim, in dem 60 alleinstehende Asylbewerber leben sollen. NPD-Stadtrat Paul Rzehaszek hatte die Demo der Initiative "Unser Eilenburg" angemeldet, im Internet allerdings betont, dass es sich um keine NPD-Kundgebung handele. Oberbürgermeister Hubertus Wacker (parteilos), die Fraktionsvorsitzenden des Stadtrates und der evangelische Pfarrer Eckehardt Winde hielten dagegen: "Eilenburg steht für Humanität, Respekt und Vielfalt". Kurz vor 16 Uhr hatten sie gemeinsam ein buntes Plakat mit diesem Wortlaut ans Geländer der Rathaus-Treppe geknüpft. Wenig später wehten bunte Tücher an der gesamten Rathausfassade.
Schätzungsweise zwischen 120 und 150 Anhänger der Initiative, die dem 
rechten Spektrum zuzuordnen ist, hatten sich unterdessen auf dem 
Marktplatz versammelt. Dutzende Eilenburger verfolgten das Geschehen 
distanziert aus der Ferne. Die Besatzungen von etwa zehn Einsatzwagen 
der Polizei und das Ordnungsamt des Landratsamtes überwachten die 
Szenerie. Auch an den Stadteingängen war die Polizei stationiert.
         Dafür, dass es keine NPD-Kundgebung gewesen sein soll, waren 
etliche NPD-Anhänger vor Ort, während die Funktionäre die ewig gleichen 
Phrasen über Lautsprecher äußerten. Die "Sorge um die Heimat" habe sie 
zusammengeführt, sagte Rzehaszek über Lautsprecher. In Eilenburg sollten
 "keine Verhältnisse" einziehen, wie bereits in westdeutschen Städten. 
Die hier eine Zuflucht suchten, sollten sich "in diesem Land so 
benehmen, wie es hier üblich ist". Gefordert wurden auch 
Volksentscheide. Kritik ging an die etablierten Parteien und an OBM 
Wacker, der in der jüngsten Stadtratssitzung gesagt hatte, dass 
Demokratie durch die Wahl der Stadträte ausgeübt werde, die dann über 
das Wohl der Stadt bestimmen. Dann griff auch NPD-Kreisrat Jens Gatter 
zum Mikro. Ein anderer Redner forderte Wacker auf, zu den Versammelten 
zu sprechen. Der OBM, der das Geschehen am Rand beobachtete, ging nicht 
darauf ein: "Ich will die Versammlung nicht aufwerten", sagte er im 
Nachgang.
         Der Zug der "Spaziergänger" formierte sich anschließend hinter 
dem Transparent mit der Aufschrift "Wir wollen kein Asylcontainerheim". 
Der Protestmarsch, der wie die Kundgebung vor dem Rathaus friedlich 
blieb, zog über die Leipziger Straße, Nordring, Torgauer Straße zurück 
zum Markt, wo weitere Ansprachen folgten. Die Polizei escortierte den 
Tross. Gegen 17.30 Uhr löste sich die Versammlung auf. Eine 
Gegendemonstration des linken Spektrums, wie zuvor im Internet 
angekündigt wurde, hatte es nicht gegeben.
