Innenminister Ulbig reagiert auf Kritik der Kommunen
Von Jürgen kochinke
 Dresden. Es gehört fast schon zur Polit-Routine in Dresden, dass
 Markus Ulbig (CDU) immer mal wieder als Blaulichtminister wider Willen 
fungiert. Kaum eine Woche vergeht, ohne dass der Ressortchef zu einem 
der diversen Problemfelder in die Öffentlichkeit tritt, und meistens 
steht er dabei in der Kritik. Das ist der Hintergrund auch für seinen 
Auftritt gestern zum Reizthema Asyl: Nachdem es Protestnoten aus den 
Kommunen im halben Dutzend gegeben hatte, meldete Innenminister Ulbig an
 zwei Punkten Vollzug. Seit gestern tagt im Innenressort eine sogenannte
 Stabsstelle, die Kommunikation und Organisation verbessern soll; und 
Ulbig lenkt Mittel aus dem Europäischen Sozialfonds zur Stadtentwicklung
 Richtung Asyl um, um mögliche Problemfelder schon im Vorfeld zu 
entschärfen.
 Dirk Diedrichs leitet die Einrichtung
 Das eigentlich Interessante aber ist derjenige, der in der Stabsstelle 
als Chef fungiert. Dirk Diedrichs heißt er, war Staatssekretär unter 
Finanzminister Wolfgang Voß (CDU) in der letzten schwarz-roten Regierung
 von Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU). Zuvor 
aber war Diedrichs viele Jahre als Abteilungsleiter im sächsischen 
Finanzressort tätig, ebenfalls unter Voß, dem damaligen Staatssekretär 
und alten Vertrauten von Ex-Regierungschef Georg Milbradt (CDU). Der 
Regierungswechsel samt rot-rot-grüner Koalition in Erfurt bedeutete aber
 das Aus für Voß wie auch für Diedrichs.
Die neue Stabsstelle war bereits in der vergangenen Woche nach einer 
Krisensitzung des Lenkungsausschusses Asyl angekündigt worden. Laut 
Ulbig besteht sie aus 14 Mitarbeitern aus nahezu allen Ressorts und soll
 zwei Mal in der Woche tagen. Den Lenkungsausschuss als große 
Koordinationsstelle soll sie aber nicht ersetzen. Erklärungsbedürftig 
ist dabei, dass sie im Innenressort angesiedelt ist und nicht im 
Sozialressort, wo Integrationsministerin Petra Köpping (SPD) agiert. 
Während Ulbig das gestern eher mit formalen Zuständigkeiten zu erklären 
versuchte, wird aber immer deutlicher, dass es beim Thema Asyl zwischen 
CDU-Minister und SPD-Ministerin an einigen Ecken knirscht.
 EU-Mittel für neue Sozialbetreuer
 Die gezielte Umlenkung von Fördermitteln der Europäischen Union 
wiederum soll in jene Stadtteile fließen, in denen Asylbewerber in 
dezentralen Einrichtungen untergebracht sind. Mit dem Geld sollen laut 
Angaben von Ulbig "Sozialbetreuer im Quartier" bezahlt werden, die als 
Ansprechpartner für Asylbewerber fungieren. "Die EU hilft den Kommunen, 
vor Ort Flüchtlingsunterbringung und Stadtteilintegration sozial zu 
begleiten", sagte der Minister. Insgesamt stehen dafür bis zu 30 
Millionen Euro bis 2020 zur Verfügung.
Darüber hinaus will Ulbig in drei, vier Wochen auch den Städtebau so 
anpassen, dass er den neuen Herausforderungen genügt. Unter anderem soll
 die Sanierung von Wohngebäuden gezielt gefördert werden, wenn diese für
 Asylbewerber umgebaut werden.
