Leipzig. Das bürgerliche Bündnis „Willkommen in Leipzig“ steht offenbar kurz davor, alle Legida-Gegendemos auf dem Ring abzusagen. Ursprünglich hatte der evangelische Superintendent Martin Henker alle Montagstermine bis zu den Sommerferien für einen Pilgerweg geblockt. „Woche für Woche um den Ring zu laufen, ist nicht zielführend“, sagte er am Dienstag gegenüber LVZ-Online.
Bisher hatte das Ordnungsamt Legida (Leipzig gegen die Islamisierung des Abendlands) mit Verweis auf den Erstanmelder keine Erlaubnis für eine Route um den Ring erteilt. Henker wollte zwar noch nicht offiziell bestätigen, dass alle Ring-Demos abgemeldet werden. Eine Fortsetzung sei aber unwahrscheinlich, sagte er. Bereits beim Friedensgebet hatte Henker erklärt: „Wir haben entschieden, dass wir es nun beenden, montags um den Ring zu ziehen. Sieben Mal haben wir das nun getan. Im biblischen Sinn heißt es: Wenn sieben erreicht ist, ist alles eingeschlossen und umfangen und alles auch erreicht.“ Eine Anfrag von LVZ-Online an das Leipziger Ordnungsamt, ob Legida nun um den Ring laufen könnte, blieb am Dienstag unbeantwortet.
Am Montag hatte die gemeinsame Initiative von Kirchenleuten, Gewerkschaftsbund und Bündnis 8. Mai (Erich-Zeigner-Haus) überraschend den abendlichen Rundgang nach dem Friedensgebet abgesagt. „Wir stehen nicht einfach gegen Legida sondern für eine Haltung“, betonte Henker. Jetzt gehe es zum Beispiel darum, Ausbildungsplätze für jugendliche Flüchtlinge und Kitaplätze für die Kleinsten zu organisieren. „Man kann nicht davon ausgehen, dass dafür alle begeistert in die Hände klatschen. Das ist Kommunikationsarbeit“, sagte er.
Ordnungsamt: Kein Seitenwechsel auf dem Augustusplatz
Der Zulauf für „Willkommen in Leipzig“ war von Tausenden Demonstranten am 12. Januar auf einige Hundert zurückgegangen. Gleichzeitig etablierte sich die als Satire-Demo
angelegte Initiative von „Die Partei“ mit dem Slogan „Legida – das
Original“ als Anlaufstelle für kreativen Protest, dem sich am Montag vor
dem Gewandhaus auch „Refugees Welcome“ anschlossen.
Die dort
aktiven Legida-Gegner wollen den Islamkritikern den Platz vor der Oper
streitig machen. Doch ein Seitenwechsel stehe derzeit nicht zur Debatte,
teilte das Ordnungsamt gegenüber LVZ-Online mit, dass der verfügte
Standort auf der Gewandhausseite ein Vielfaches der Teilnehmerzahlen
fasse. Nach LVZ-Informationen spielen aber Abwägungen, wie die
Legida-Kundgebung gesichert werden kann, für die Entscheidung eine
Rolle.
Wie Statistiker des Instituts für Soziologie der
Universität Leipzig per Foto- und Videoauswertung und anhand von
Zählungen ermittelten, ist die Legida-Anhängerschaft ihrerseits auf
einen harten Kern geschrumpft. Am 21. Januar gingen die Wissenschaftler
von maximal 5000 Legidisten aus. „Im Auswertungsvideo von diesem Montag
haben wir 830 Teilnehmer beim Spaziergang um den Ring gezählt. Insgesamt
schätzen wir 900 bis 1100 Teilnehmer beim sechsten Legida-Aufzug - so
wie in der Woche zuvor“, sagte Dozent Stephan Poppe gegenüber
LVZ-Online. Die Zahlen seien seit rund drei Wochen relativ konstant.