Wer hat Platz für Flüchtlinge? Bürgermeister bittet um Hilfe

Erstveröffentlicht: 
27.02.2015

Von Anneke Müller Riesa - Mit rund 1000 Asylbewerbern muss der Kreis Meißen in diesem Jahr rechnen. Wo all die Menschen unterkommen sollen, steht noch in den Sternen. Die 29 Gemeinden des Kreises suchen in ihrer Not jetzt sogar private Wohnunterkünfte. Die kleine Gemeinde Glaubitz (bei Riesa) hat sogar einen Hilfeaufruf gestartet.

 

Genau 21 Asylbewerber sollen der 2117-Seelen-Gemeinde zugewiesen werden. Bis Dienstag ist das Dorf aufgefordert, Unterkünfte zur Verfügung zu stellen. Bürgermeister Lutz Thiemig (59, parteilos) hat Aushänge gemacht und die Einwohner gebeten, Möglichkeiten einer Unterbringung zu prüfen.

 

Thiemig steht unter Druck: Die Gemeinde hat keine freien kommunalen Wohnungen, auch keine Turnhallen oder ähnliche Gebäude.


Gerade prüft der Orts-Chef die Aufstellung von Mietwohncontainern.


„Ich habe errechnet, dass ich trotz der Mieteinnahmen auf etwa 50 000 Euro Kosten in den nächsten zwei Jahren komme, die an der Gemeinde hängen bleiben. Das kann doch nicht sein“, sagt Thieme. Er schätzt, dass er wohl eine Fehlmeldung beim Landratsamt machen wird. „Man wird sehen, was dann passiert.“

 

Im Landratsamt Meißen weiß man um das Problem.


„Dann müssen wir weiterverhandeln, es drohen keine Zwangsmaßnahmen“, so Amtssprecherin Kerstin Thöns (60). Fehlmeldungen werden wohl auch die meisten anderen Gemeinden machen müssen, denn nur die größeren Kommunen verfügen über Wohnungsgesellschaften mit freiem Wohnraum.

 

Bei Privatunterkünften gab es zwar Anfragen, aber bislang keine Zusagen.


„Das Problem ist, dass die Leute sich nicht aussuchen können, wer in die von ihnen angebotene Wohnung zieht“, weiß Frau Thöns. Gegenwärtig sind allein im Kreis Meißen 995 Asylbewerber in neun Gemeinden untergebracht. Pro Asylbewerber bekommt der Kreis 7600 Euro. Davon wird auch die Miete gezahlt. 3,50 bis 5 Euro pro Quadratmeter reicht der Landkreis für die Kaltmiete weiter.