Chemnitz. Nach dem Faustschlag eines Polizisten gegen einen Demonstranten hat die Gewerkschaft der Polizei (GdP) die Forderungen nach einer Kennzeichnungspflicht für Beamte zurückgewiesen. „Ich halte das für Blödsinn, wenn der Vorfall in Chemnitz nun aus populistischen Gründen ausgenutzt wird, um sofort wieder nach einer Kennzeichnungspflicht zu brüllen“, sagte der sächsische GdP-Landesvorsitzende Hagen Husgen.
Nach der Veröffentlichung eines Videos, auf dem zu sehen ist, wie ein 
Polizeibeamter in Chemnitz einen in Gewahrsam genommenen Demonstranten 
scheinbar unvermittelt in den Bauch schlägt, hatten Linke und Grüne im 
Landtag eine Kennzeichnungspflicht für Polizisten gefordert. 
„Mir
 gefällt auch nicht, was ich auf dem Video gesehen habe“, sagte Husgen. 
Zunächst müssten aber die Zusammenhänge geklärt und die Ermittlungen 
abgewartet werden. Ihm sei kein Fall aus den letzten Jahren bekannt, in 
dem ein Polizist, dem ein Vergehen im Amt vorgehalten worden sei, nicht 
habe ermittelt werden können.
Sachsens Jusos forderten die 
Umsetzung der im Koalitionsvertrag von CDU und SPD vereinbarten 
Einrichtung einer unabhängigen zentralen Beschwerdestelle der Polizei. 
„Immer wieder kommt es im Rahmen von Demonstrationen zu eklatantem 
Fehlverhalten von Polizistinnen und Polizisten. Das wäre doch mal ein 
guter Anlass für Herrn (Innenminister Markus) Ulbig (CDU), aktiv zu 
werden“, meinte die Juso-Vorsitzende Katharina Schenk. Weder der 
beschuldigte Polizist noch der 16-jährige Demonstrant seien bislang 
befragt worden, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Chemnitz. Zu
 beiden bestehe aber Kontakt. Sie gehe davon aus, dass die Befragungen 
nun zügig stattfinden würden. Auch weitere Zeugen sollten gehört werden.
 
Eine Anzeige des 16-Jährigen lag zunächst nicht vor. Die 
Ermittlungen wegen des Verdachts der Körperverletzung gegen den 
28-Jährigen Polizisten waren gleich nach Bekanntwerden des Videos von 
Amts wegen eingeleitet worden. Außerdem hatte der 
Grünen-Landtagsabgeordnete Valentin Lippmann Strafanzeige gegen den 
Beamten der Bereitschaftspolizei Chemnitz gestellt. Zu dem Vorfall war 
es am Montagabend am Rande einer Demonstration des islamkritischen 
Cegida-Bündnisses gekommen. Der 16-Jährige gehörte zu den 
Gegendemonstranten. (mit dpa)
