Islamkritiker verlieren an Zulauf und sammeln Spenden / Deutlich weniger Teilnehmer auf der Gegenseite
Von Jens Rometsch und Mathias Puppe
 Montag war in Leipzig wieder Demotag. Das als islam- und 
ausländerkritisch geltende Netzwerk "Leipzig gegen die Islamisierung des
 Abendlandes" (Legida) lud um 19 Uhr zum fünften "Abendspaziergang" ein -
 und es gab erneut mehrere Gegenaktionen. Der Zulauf war auf beiden 
Seiten schwächer. Bei Legida machte ein Vertreter der 
Versammlungsbehörde 500 Teilnehmer aus - nach 650 beim letzten Mal. Auf 
der Gegenseite zogen etwa gleich viele Demonstranten los - dort waren es
 zuletzt noch fast 2000 gewesen.
 Nach stationären Kundgebungen in den vergangenen Wochen konnten 
Initiator Silvio Rösler und seine Anhänger gestern ab 19.50 Uhr wieder 
über ein Teil des Innenstadtrings laufen: und zwar das kurze Stück von 
der Hauptpost bis zur Wintergartenstraße auf einer Fahrbahnseite. Über 
1000 Polizisten sicherten die Route. Wegen einer Sitzblockade in der 
Querstraße leiteten die Beamten Legida nach einer Pause um in die 
Chopin- und Salomonstraße. Dort stand der Zug zweimal längere Zeit im 
Regen, weil Gegendemonstranten den Weg versperrten. Unter ihnen waren 
auch die Bundestagsabgeordnete Monika Lazar (Grüne) und 
Landtagsabgeordnete Juliane Nagel (Linke), die sich durch die jüngsten 
Ermittlungsverfahren gegen sie nicht einschüchtern ließen. 
Bundestagsmitglied Daniela Kolbe (SPD) war am frühen Abend bei einem 
Kerzen-Umzug gegen Rassismus mit etwa 150 Teilnehmern auf dem Ring 
dabei.
Hitzige Szenen spielten sich ab 20.50 bis 21.10 Uhr auf dem 
Johannisplatz ab, wo die Polizei Mühe hatte, beide Lager voneinander zu 
trennen. Ein Gegendemonstrant warf Steine, bereits zuvor hatten 
Legida-Anhänger mit Feuerwerkskörpern geschossen. Die Polizei nahm 
mehrere Personen kurz in Gewahrsam, leitete elf Verfahren wegen Vergehen
 wie Körperverletzung und Beleidigung ein.
Am Start- und Zielort Augustusplatz hatte die Polizei einen doppelten 
Schild aus Fahrzeugen aufgebaut, um die Versammlung gegen Angriffe 
abzusichern. Legida sammelte Geld mit Spendendosen. Chef Rösler sagte, 
es seien erstmals wieder mehr Anhänger auf dem Platz. Ab 21.12 Uhr 
sprach Rechtspopulist Jürgen Elsässer, bezeichnete die 
Gegendemonstranten als "rot lackierte Faschisten". 21.28 Uhr war die 
Veranstaltung beendet.
