Amtsleiterin spricht mit Wohnungsgenossenschaften
Von Lucas grothe
 Heute treffen sich Sozialamtsleiterin Martina Kador-Probst und die 
Chefs der Leipziger Wohnungsbaugenossenschaften. Thema: der Ausbau der 
Zusammenarbeit und die Schaffung von Rahmenbedingungen für Flüchtlinge. 
Von Seiten der Genossenschaften sind die Erwartungen vor dem Treffen 
allerdings verhalten. "Es müsste eine Lösung her, in der sich alle 
Beteiligten wieder finden können", so Steffen Foede, Vorstand von 
Unitas.
 Unklar ist, ob eine Lösung zu Stande kommen kann. Zuletzt hatte es 
zwischen Stadt und Genossenschaften spürbare Differenzen gegeben. 
Deutlich werden diese besonders in einem Brief von "Wohnen bei uns", der
 Plattform der vier Leipziger Wohnungsgenossenschaften Wogetra, Unitas, 
BGL und VLW an ein Mitglied des Initiativkreises "Menschen:Würdig". Dort
 schreiben die Genossenschaftsvorstände, dass sie bei der Unterbringung 
von Flüchtlingen "seit Jahren ein eher hilfloses Agieren auf der Ebene 
der verantwortlichen Ämter innerhalb der Stadt Leipzig wahrnehmen". 
Zudem hätten Bürgermeister Thomas Fabian (SPD) und Sozialamtsleiterin 
Kador-Probst mit den Genossenschaften keine oder nur sporadische 
Gespräche geführt. Es sei das Gefühl vermittelt worden, "dass eine 
dezentrale Unterbringung  in einzelnen Wohnungen in stabilen 
Nachbarschaften aus Verwaltungssicht nicht die oberste strategische 
Priorität darstellt". Zum Brief wollten sich die 
Genossenschaftsvorstände nicht mehr äußern und das heutige Gespräch 
abwarten. Amtsleiterin Kador-Probst bestritt auf Anfrage, dass die 
Einladung an die Genossenschaften eine Reaktion auf den Brief sei - 
diese sei schon vorher erfolgt.
Gegenseitige Vorwürfe sollten beim heutigen Gespräch keine Rolle 
spielen. Es solle nunmehr mit- statt übereinander gesprochen werden. 
Kador-Probst unterstrich die Bedeutung der dezentralen Unterbringung im 
Gesamtkonzept der Stadt. "Am Ende soll möglichst immer der eigene 
Wohnraum stehen. Bei 50 bis 100 neuen Flüchtlingen pro Woche brauchen 
wir aber auch Unterkünfte wie in der Torgauer Straße", sagte sie.
Ein weiterer Streitpunkt war, ob es auf Grund der besonderen Strukturen 
überhaupt möglich sei, Asylbewerber in Genossenschaftswohnraum 
unterzubringen. Laut Rainer Löhnert, Vorstand der 
Wohnungsbaugenossenschaft Kontakt, ist dies bei den steuerpflichtigen 
Genossenschaften möglich. "Das funktioniert auch jetzt schon. Die 
Flüchtlinge müssen die Genossenschaftsanteile dann eben selbst 
erwerben", so Löhnert. Das sei im Grunde nicht anders, als wenn eine 
Kaution bezahlt würde. Wichtig sei vor allem eine Aufenthaltsgenehmigung
 oder -duldung. Wichtig sei, dass die Stadt flexibel auf die 
Flüchtlingssituation reagiert. "Wir brauchen dezentrale Unterbringung 
genauso wie die Einrichtung in der Torgauer Straße", so der 
Genossenschaftsvorstand. Es ist also viel aufzuarbeiten heute im 
Sozialamt. Unitas-Chef Foede sagte: "Bei den Gesprächen muss vor allem 
die Situation der Menschen wieder im Vordergrund stehen."
