Polizist schlägt Demonstranten in den Bauch - Ermittlungen gegen Beamten in Chemnitz

Erstveröffentlicht: 
24.02.2015

Chemnitz. Die Polizei in Chemnitz hat Ermittlungen gegen einen Polizeibeamten eingeleitet, der am Montagabend einen Teilnehmer einer Gegenkundgebung zur islamkritischen Cegida-Demonstration geschlagen haben soll. Der Sachverhalt werde geprüft, sagte eine Polizeisprecherin am Dienstag.

 

Zuvor hatte das Internetportal „Mopo24“ ein Video veröffentlicht, das zeigt, wie der Demonstrant von zwei Beamten abgeführt wird. Ein Polizist schlägt dem jungen Mann plötzlich in die Bauchgegend, so dass dieser zusammensackt. Warum der Beamte zuschlug, ist nicht zu erkennen. Das Video mit der Szene ist auf Youtube zu sehen.

Die Ermittlungen gegen den namentlich noch nicht bekannten Beamten seien sofort nach Veröffentlichung des Videos aufgenommen worden. „Sollte sich der Verdacht der Körperverletzung im Amt bestätigen, so ist das nicht hinnehmbar“, sagte Chemnitz’ Polizeipräsident Uwe Reißmann. „Wir werden dem mit aller Konsequenz nachgehen.“

Laut „Mopo24“ handelt es sich bei dem Geschlagenen um einen 17-Jährigen. Die Polizisten hätten ihn zur Personalienüberprüfung aus der Menge gezogen, weil sein Gesicht mit einem Schal vermummt gewesen sei, hieß es unter Berufung auf Augenzeugen.  

Unabhängig vom Ergebnis der Ermittlungen kündigte Reißmann an, dass die Polizei bei kommenden Einsätzen weiter deeskalierend wirken und kein Fehlverhalten einzelner Beamter zulassen wolle. Zudem werde es mit dem Präsidenten der Bereitschaftspolizei ein Auswertungsgespräch geben.

 

Am Sonntag hatte sich Thomas Wüppesahl, Bundesvorsitzender des Berufsverbandes „Kritische Polizisten“, zu körperlichen Übergriffen durch Polizisten im Interview mit LVZ-Online geäußert. "Auch unter Druck muss ein Polizist funktionieren. Wenn er nicht funktioniert, dann muss sein Fehlverhalten mit den dafür bestehenden Normen sanktioniert werden", erklärte der ehemalige Bundestagsabgeordnete.

Es komme aber nur selten zu Anklageerhebungen gegen Polizisten bei Vergehen im Dienst. Das liege an der Nähe zwischen Staatsanwaltschaft, Polizei und internen Ermittlern. Die Dienstaufsicht funktioniere nicht, so Wüppesahl. Es herrsche ein flächenhaft grassierender, falscher Korpsgeist: "Da wird nicht gegen Kollegen ermittelt. Das ist ein ganz unsauberes Geschäft, was da läuft. Und: Alle Insider wissen das", sagte er weiter. (mit dpa)