Chemnitz. Die Polizei in Chemnitz hat Ermittlungen gegen einen Polizeibeamten eingeleitet, der am Montagabend einen Teilnehmer einer Gegenkundgebung zur islamkritischen Cegida-Demonstration geschlagen haben soll. Der Sachverhalt werde geprüft, sagte eine Polizeisprecherin am Dienstag.
Zuvor hatte das
Internetportal „Mopo24“
ein Video veröffentlicht, das zeigt, wie der Demonstrant von zwei
Beamten abgeführt wird. Ein Polizist schlägt dem jungen Mann plötzlich
in die Bauchgegend, so dass dieser zusammensackt. Warum der Beamte
zuschlug, ist nicht zu erkennen. Das Video mit der Szene ist auf
Youtube
zu sehen.
Die Ermittlungen gegen den namentlich noch nicht
bekannten Beamten seien sofort nach Veröffentlichung des Videos
aufgenommen worden. „Sollte sich der Verdacht der Körperverletzung im
Amt bestätigen, so ist das nicht hinnehmbar“, sagte Chemnitz’
Polizeipräsident Uwe Reißmann. „Wir werden dem mit aller Konsequenz
nachgehen.“
Laut „Mopo24“ handelt es sich bei dem Geschlagenen
um einen 17-Jährigen. Die Polizisten hätten ihn zur
Personalienüberprüfung aus der Menge gezogen, weil sein Gesicht mit
einem Schal vermummt gewesen sei, hieß es unter Berufung auf
Augenzeugen.
Unabhängig vom Ergebnis der Ermittlungen kündigte
Reißmann an, dass die Polizei bei kommenden Einsätzen weiter
deeskalierend wirken und kein Fehlverhalten einzelner Beamter zulassen
wolle. Zudem werde es mit dem Präsidenten der Bereitschaftspolizei ein
Auswertungsgespräch geben.
Am Sonntag hatte sich Thomas Wüppesahl, Bundesvorsitzender des
Berufsverbandes „Kritische Polizisten“, zu körperlichen Übergriffen
durch Polizisten
im Interview mit LVZ-Online
geäußert. "Auch unter Druck muss ein Polizist funktionieren. Wenn er
nicht funktioniert, dann muss sein Fehlverhalten mit den dafür
bestehenden Normen sanktioniert werden", erklärte der ehemalige
Bundestagsabgeordnete.
Es komme aber nur selten zu
Anklageerhebungen gegen Polizisten bei Vergehen im Dienst. Das liege an
der Nähe zwischen Staatsanwaltschaft, Polizei und internen Ermittlern.
Die Dienstaufsicht funktioniere nicht, so Wüppesahl. Es herrsche ein
flächenhaft grassierender, falscher Korpsgeist: "Da wird nicht gegen
Kollegen ermittelt. Das ist ein ganz unsauberes Geschäft, was da läuft.
Und: Alle Insider wissen das", sagte er weiter. (mit dpa)