Dresden/Leipzig. Im vergangenen Jahr sind gegen 182 Polizisten in Sachsen Verfahren wegen des Verdachts auf Körperverletzung im Amt eingeleitet worden. Das geht aus der Antwort des sächsischen Innenministeriums auf eine Kleine Anfrage des Landtagsabgeordneten Enrico Stange (Linke) aus dem Januar hervor.
Stange sagte gegenüber LVZ-Online, dass mehr als die Hälfte aller 
Verfahren gegen Beamte  wegen Körperverletzung im Amt oder vorsätzlicher
 Körperverletzung eingeleitet wurden. „In 97 Prozent aller Fälle hat 
bereits die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen eingestellt“, erklärte 
der Landtagsabgeordnete. 
In den 182 Verfahren gegen 
Polizeibeamte im Jahr 2014 stellten die Gerichte in keinem Fall eine 
Schuld fest oder verhängten eine Strafe, ist der Stellungnahme des 
Innenministeriums zu entnehmen. Im Jahr zuvor verurteilten die Richter 
in 144 Verfahren einen Polizisten zu einer Geldstrafe. Der Berufsverband
 „Kritische Polizisten“ sieht die Nähe zwischen Polizei, Staatsanwälten 
und Gerichten ursächlich für diese geringe Quote. Diese Einschätzung 
teilt auch Enrico Stange. 
Linken-Abgeordneter fordert mehr Polizisten in Sachsen
Der Linkenpolitiker kritisiert besonders das eklatante Missverhältnis im
 Vergleich zu Verfahren gegen Demonstranten. „Die sächsische 
Justizpraxis spricht – beispielsweise im Fall des Jugendpfarrers Lothar 
König – eine eigene Sprache“, so Stange. Während bei Polizeibeamten oft 
schon die Staatsanwaltschaft für eine Einstellung sorgt, kommt es bei 
Zivilbürgern zu Prozessen. 
Stange sieht die Verantwortung indes 
nicht bei den Polizisten sondern bei der Landesregierung. Der Freistaat 
müsse für eine ausreichende personelle Ausstattung der Polizei sorgen. 
„Viele Beamte kommen sprichwörtlich aus den Stiefeln nicht mehr heraus.“
 Er fordert daher: „Beamte sind Menschen, keine Roboter. Wir brauchen 
mehr Personal.“
