Beim Projekt Leipziger Refugee-Law-Clinic werden Flüchtlinge von Studenten in Rechtsfragen beraten
Von Josephine Heinze
 Syrien, Ukraine, Mali - weltweit gibt es viele Orte, an denen 
gewaltsame Konflikte  wüten. Die Folge sind eine Vielzahl von Menschen, 
die in einem anderen Land nach Sicherheit und Stabilität suchen. Auch in
 Leipzig kommen immer mehr Asylbewerber an. Dabei wird oft über Zahlen 
gesprochen, selten jedoch über den einzelnen Menschen. Um Abhilfe zu 
schaffen, haben Leipziger Studenten eine Flüchtlingsberatung gegründet. 
 "Wir sind durch einen Zeitungsartikel auf die Refugee-Law-Clinic in 
Köln aufmerksam geworden. Damals war gleich der Gedanke da, das wir das 
auch in Leipzig brauchen", erzählt Laura Thimm-Braun. Die 22-jährige 
Jurastudentin ist stellvertretende Vorsitzende des Vereins. "Allerdings 
haben wir ganz flache Hierarchien, sind an sich alle gleichberechtigt", 
erklärt Thimm-Braun. Gemeinsam mit etwa fünf anderen Studenten hat sie 
den Leipziger Ableger der Refugee-Law-Clinic gegründet.
Das Konzept dahinter ist einfach: Freiwillige - in erster Linie 
Studenten - beraten kostenlos Flüchtlinge in Rechtsfragen. Dazu lernen 
die zukünftigen Berater zunächst die wichtigsten Grundlagen des Asyl- 
und Aufenthaltsrechts,  bereiten sich mit Fallbesprechungen und 
Lösungskizzen auf reale Fälle vor und hospitieren bei bereits 
bestehenden Flüchtlingsberatungen.
Die Vorbereitungen für das Projekt und die Ausbildung zu 
Flüchtlingsberatern haben einiges an Zeit beansprucht.  Von der Idee des
 Vereins im Frühjahr 2013 bis zur Gründung im April 2014 mussten die 
Teilnehmer viel organisieren. "Im April wollen wir nun endlich mit den 
Beratungen beginnen", freut sich Katharina Ullherr.  Die 20-jährige 
Politikstudentin hat sich bereits zur Beraterin ausbilden lassen. Wie 
genau allerdings der Kontakt zu den Flüchtlingen entsteht, klärt der 
Verein momentan mit der Stadt. "Wir werden versuchen, einen regelmäßigen
 Termin zu bekommen, an dem wir in die Heime fahren. So können die 
Asylbewerber Vertrauen aufbauen und wissen, dass wir da sind."
Beraten wird dann auf Deutsch, mit Hilfe von Übersetzern. Auch sie sind 
meist Studenten und oftmals zweisprachig aufgewachsen. "Es ist besser, 
in der Muttersprache beraten zu werden. Man kann so ein ganz anderes 
Verhältnis zu den Flüchtlingen aufbauen und sie erzählen auch mal etwas,
 das für den Fall vielleicht nicht so entscheidend ist. Aber es ist 
wichtig, dass ihnen jemand zuhört", weiß Ullherr, die schon bei 
Beratungsstellen hospitierte - beispielsweise im Asylbewerberheim in der
 Torgauer Straße. 
Um den Bezug zum Menschen nicht zu verlieren, geht es in den Vorlesungen
 und Tutorien nicht nur um Paragrafen. "Wir lernen wirklich die ganze 
Lage zu erfassen, uns auf die Situation einzulassen", so Thimm-Braun. 
Fachliche Unterstützung bekommt die Law-Clinic von einer auf Asylrecht 
spezialisierten Anwältin, zwei Bundesverwaltungsrichtern und dem 
Schirmherren des Vereins, dem Juraprofessor Christoph Enders.
Die Mitglieder der Refugee-Law-Clinic kommen aus allen Fachrichtungen - 
von Afrikanistik über Wirtschaft hin zu Ethnologie. Wer selbst nicht 
beraten möchte, kann das Team bei der Organisation unterstützen. "Wir 
sind auch kein reines Uni-Projekt - das interdisziplinäre Arbeiten ist 
gerade das Schöne", findet Ullherr und Thimm-Braun ergänzt: "So machen 
wir das eben nicht nur für die Uni, weil es vielleicht Creditpoints 
darauf gibt - sondern für die Flüchtlinge."
