Schweiz legt sich auf zwei Regionen für die Endauswahl fest / Deutsche Seite besteht weiter auf umfassender Beteiligung.
FREIBURG (fs). Die Suche nach einem Endlagerstandort für Atommüll in der Schweiz konzentriert sich ab sofort auf zwei Gebiete im Bereich des Bözbergs im Kanton Aargau beziehungsweise im Zürcher Weinland südlich von Schaffhausen. Aus dem Rennen sind damit unter anderem die beiden weiteren grenznahen Standortregionen bei Schaffhausen und Hohentengen.
In den vergangenen sechs Jahren hat die Nationale Genossenschaft für die
 Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) die Bedingungen an sechs 
Standorten geprüft und bewertet. Alle diese sechs Standorte würden im 
Prinzip die Bedingungen erfüllen, die die Schweiz formuliert hat, so das
 Ergebnis der Untersuchung. Zwei Standorte aber erhielten die besten 
Beurteilungen.
Wichtigste Beurteilungskriterien waren dabei die Wirksamkeit der 
geologischen Barriere, die Landzeitstabilität dieser Barriere, die 
Charakterisierbarkeit dieser Barriere sowie die bautechnische 
Machbarkeit eines Tiefenlagers. So wurde zum Beispiel der Standort 
Wellenberg im Kanton Nidwalden ausgeschieden, weil dort das Gestein 
nicht die beste Homogenität aufweist und ein schlechtes 
Selbstabdichtungsvermögen hat. Gegen den Standort Südranden westlich von
 Schaffhausen sprach demnach eine mögliche Erosion in einer Tiefenlage. 
Für das Gebiet Nördlich Lägern haben die Untersuchungen vor allem 
bautechnische Probleme ergeben, die den Standort als "ungünstig" 
ausweisen.
				
				
Dagegen schnitten die Standortregionen Jura Ost (Bözberg) und Zürich 
Nordost in nahezu allen 20 für die Entscheidung herangezogenen Punkten 
mit "sehr günstig" oder zumindest "günstig" ab. Beim Standort Jura Ost 
könnte sich demnach allenfalls die Mächtigkeit der Tonschicht als ein 
Manko erweisen, für das Gebiet Zürich Nordost gab es für die 
Langzeitstabilität noch Einschränkungen. Und zwar jeweils für den Fall, 
dass dort ein Lager für hoch-radioaktiven Abfall eingerichtet werden 
soll. Dies alles soll nun in den kommenden Jahren bis 2020 genauer 
untersucht werden – nun auch anhand von seismischen Untersuchungen und 
Probebohrungen.
Der Waldshuter Landrat Martin Kistler (FDP), zeigte sich überrascht, 
dass nur noch zwei der sechs vorgeprüften Gegenden näher in Betracht 
gezogen werden. "Es ist damit klar, dass sämtliche radioaktiven Abfälle 
grenznah entsorgt werden sollen." Der Landrat kündigte an, zu prüfen, 
warum die grenzferneren Standorte ausgeschieden seien. "Ich werde die 
Endlagersuche weiterhin mit einem wachsamen und kritischen Auge 
verfolgen." Sicherheit müsse aber oberste Priorität haben. Von daher 
werde man die Augen vor "geologischen Notwendigkeiten" nicht 
verschließen.
"Die Nagra hat die Vorschläge vorgestellt, obwohl es noch erhebliche 
Unsicherheiten und Klärungsbedarfe bezüglich detaillierter 
Lagerungskonzepte sowie des Untersuchungsumfangs der Standortregionen 
gibt", kritisierte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland 
(BUND). Die Schweiz müsse Deutschland wegen der Grenzlage beteiligen, 
sagte die BUND-Landesvorsitzende Brigitte Dahlbender.
Der Konstanzer Landrat Frank Hämmerle (CDU) plädierte für eine 
europäische Lösung. "Es stellt sich die Frage, ob jedes Land auf seiner 
Gemarkung einen Standort suchen muss – mit der besten geologischen 
Formation", sagte Hämmerle der Deutschen Presse-Agentur. "Ich bin 
überzeugt, dass man, wenn man eine europäische Lösung suchen würde, noch
 bessere geologische Formationen finden würde." Zugleich lobte er das 
Verfahren der Endlagersuche in der Schweiz als transparent. "Wir können 
uns nicht beschweren, dass wir nicht mit einbezogen wurden – ob uns das 
Ergebnis passt oder nicht." Für den Sprecher von Landes-Umweltminister 
Franz Untersteller (Grüne) sind die jetzt vorliegenden Vorschläge "ein 
wichtiger Schritt im Verfahren, aber noch lange nicht sein Ende". "Wir 
gehen davon aus, dass bei der jetzt anstehenden Prüfung durch die 
zuständigen Behörden und Gutachter die Belange der deutschen Seite auch 
weiterhin im Fokus bleiben." Mit den jetzt angebotenen 
Mitsprachemöglichkeiten "hat die Schweizer Seite ein positives Signal 
gesetzt".
			
				

