Böhlen. Die Landesdirektion Sachsen verteidigt die Unterbringung von Flüchtlingen in einem Hotel, das von einem früheren Funktionär der Republikaner betrieben wird. „Der Hotelbetreiber hat in den zurückliegenden Wochen bewiesen, dass er die vereinbarten Leistungen in guter Qualität erbringt“, teilte die Behörde am Montag in Leipzig mit. Das Bekanntwerden des REP-Engagements des Mannes solle keine Konsequenzen haben.
Dagegen kam vom sächsischen Flüchtlingsrat scharfe Kritik. „Das geht 
überhaupt gar nicht, solche Aufträge an Rechtspopulisten zu vergeben“, 
sagte Geschäftsführer Ali Moradi. Die Landesdirektion hatte das Hotel in
 Böhlen (Kreis Leipzig) im Januar kurzfristig angemietet, um 
Asylsuchende dort unterzubringen. Das Objekt sei geeignet und verfügbar 
gewesen - und damit „alternativlos“, sagte eine Sprecherin. Die 
politische Vita des Betreibers sei bei Vertragsabschluss nicht 
bekanntgewesen. „Der Freistaat Sachsen prüft nicht die Gesinnung, 
sondern die Leistungen.“ 
Derzeit leben 105 Flüchtlinge in dem 
Hotel. Dass die sächsischen Behörden vom Ansturm der Asylsuchenden 
überrascht worden seien, hält Moradi vom Flüchtlingsrat für 
vorgeschoben. „Wir haben seit drei, vier Jahren den Bürgerkrieg in 
Syrien. Statt Pegida hinterherzulaufen, hätte der sächsische 
Innenminister seine Arbeit machen und frühzeitig die Unterbringung von 
Flüchtlingen planen sollen.“ Dass nun Asylsuchende wie in Böhlen in die 
Hände von Rechtspopulisten gegeben werden, sei ein fatales Signal. 
Der
 Hotelbetreiber lässt seine Mitgliedschaft bei den Republikanern nach 
eigenen Angaben derzeit ruhen. Die Flüchtlingspolitik sehe er aber 
weiter kritisch. Für Flüchtlingsrats-Geschäftsführer Moradi ist es nicht
 hinnehmbar, dass der Mann gleichzeitig ein Geschäft mit den 
Asylsuchenden macht. Wieviel der Freistaat dem Hotelier bezahlt, sei 
vertraulich, hieß es. Die Flüchtlinge aus Syrien, Pakistan, Afghanistan,
 Serbien, Albanien, der Türkei und dem Kosovo werden noch einige Zeit in
 dem Hotel bleiben. „Vor dem Hintergrund, dass die Landesdirektion 
Sachsen rund 300 Asylsuchende in Turnhallen unterbringen musste, ist das
 Hotel in Böhlen gegenwärtig eine unverzichtbare 
Unterbringungskapazität“, erklärte die Behörde.
