Von Björn Meine
 Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) hat sich bei Sachsens 
Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) über die Informationspolitik 
des Freistaates gegenüber den Kommunen zu Asylunterkünften beschwert. 
Hintergrund ist der jüngste Vorstoß des Innenministeriums für ein 
Erstaufnahmeheim für 300 bis 350 Flüchtlinge. Dieses plant der Freistaat
 in einem leerstehenden früheren Lehrlings- und Studentenwohnheim in der
 Dölitzer Friederikenstraße. Über den Standort sei die Stadt zeitgleich 
mit der Öffentlichkeit informiert worden, moniert OBM Jung in dem 
Schreiben, das auf den 30. Januar datiert ist und dieser Zeitung 
vorliegt. Pikant: Nach LVZ-Informationen hatte die Stadt den Standort 
selbst im Blick, um zugewiesene Flüchtlinge unterzubringen. 
 Erst im Dezember habe er in einem Brief an Innenminister Markus Ulbig 
(CDU) eine bessere Kommunikation in Fragen der Flüchtlingsunterbringung 
angemahnt, so Jung, der sich nun offenbar richtig ärgert: "Mich macht 
dieser Umgang mit uns, den verantwortlich Handelnden vor Ort, betroffen 
und in einem zunehmenden Maße auch fassungslos", schimpft Jung. "Zu 
einem Zeitpunkt, an dem wir nach meiner Überzeugung gemeinsam auf die 
Menschen im Freistaat zugehen sollten, um Vertrauen zu gewinnen und 
Ängste zu nehmen, geschieht das Gegenteil." Der OBM appelliert an 
Tillich: "Tragen Sie dafür Sorge, dass die verantwortlichen Ressorts in 
dieser für die Kommunen eminent wichtigen Frage abgestimmt, rechtzeitig 
und verlässlich mit uns zusammenarbeiten."
In der vergangenen Woche hatten bereits die Führungen des sächsischen 
Landkreistags und des Städte- und Gemeindetags in einem gemeinsamen 
Brandbrief ans Innenministerium heftige Kritik am Informationsverfahren 
geübt (wir berichteten).
