Im mittleren Dienst fehlt bereits Nachwuchs
Von Roland Herold
 Leipzig. Überstunden, hoher Krankenstand, permanente Einsätze 
bei Fußballspielen und Demonstrationen - Polizist in Sachsen zu sein, 
ist wahrlich kein Traumjob. Gab es 2011 noch 6677 Interessenten für den 
mittleren und den gehobenen Dienst, so bewarben sich im vergangenen Jahr
 nur noch rund 4500 Kandidaten. Kann Sachsen unter diesen Umständen noch
 genügend Polizeinachwuchs ausbilden, wollte der 
Grünen-Landtagsabgeordnete Valentin Lippmann per Kleiner Anfrage von der
 Staatsregierung wissen.
 Das Ministerium von Innenminister Markus Ulbig (CDU) antwortete - 
verkürzt - wie folgt: 4500 Bewerber hätten sich beworben, davon seien 
etwa 2700 untauglich, durchgefallen oder hätten abgesagt, der Rest 
erschien nicht zu den Tests. Doch zum Glück hatte sich das Ministerium 
geirrt - einige Bewerber schafften es doch. Die Leipziger Internet 
Zeitung machte als Erste auf den Fehler aufmerksam. Fakt ist, dass zum 
dreitägigen Aufnahmetest von 1656 Bewerbern im gehobenen Dienst nur 898 
erschienen. Den notwendigen Schulabschluss und das Alter hatten 
allerdings nur 739. Davon sagten 166 während des Auswahlverfahrens ab, 
blieben 573. Insgesamt 449 Bewerber fielen durch. Etwa jeder Vierte 
(124) bestand. Für die 80 zu besetzenden Stellen reichte das am Ende.
Anders im mittleren Dienst. Von 2906 Bewerbern erschienen nur 2207. Bei 
974 fehlten hier die notwendigen Voraussetzungen. Von den 1233 
Übriggebliebenen warfen dann 196 während des Auswahlverfahrens hin. 
Polizeidiensttauglich waren nur 918 Kandidaten. Davon fielen 677 durch, 
241 bestanden. 250 wurden gebraucht. Dabei soll in diesem Jahr der 
Einstellungskorridor sogar auf 325 erweitert werden.
Rund 90 Prozent der Durchfaller scheiterten im Intelligenztest am PC 
oder beim sportlichen Eignungstest. Das Innenministerium hat inzwischen 
reagiert. Mit der rund 100000 Euro teuren Kampagne "Verdächtig gute 
Jobs" sollen mehr geeignete Interessenten für den Polizeidienst 
motiviert werden.
