Leipzig/Dresden. Sachsen plant offenbar gemeinsam mit Thüringen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Berlin ein Zentrum für polizeiliche Telekommunikationsüberwachung. Wie die sächsische Landtagsfraktion von Bündnis90/Die Grünen am Donnerstag mitteilte, sind im Entwurf zum neuen Doppelhaushat 2015/2016 rund 4,2 Millionen Euro für das Vorhaben vorgesehen.
Nach einem Bericht der Freien Presse waren die Pläne vielen Abgeordneten bislang unbekannt. Auch herrsche Unklarheit darüber, was die Aufgaben des Zentrums seien und welche Befugnisse es erhalten werde. Auf Anfrage bestätigte ein Sprecher von Innenminister Markus Ulbig (CDU) die Pläne, nannte aber keine Details. Aufgrund des rasanten technologischen Fortschritts würden bis etwa 2017 erhebliche Investitionen erforderlich, um die Systeme der Polizei zur Telekommunikationsüberwachung den neuen Technologien anzupassen. „Vor diesem Hintergrund werden Länderkooperationen geprüft“, so der Sprecher.
Die Vorbereitungen sollen nach dem Bericht der Freien Presse bereits seit mehreren Jahren laufen. So weist das Blatt auf eine Ausschreibung des sächsischen Innenministeriums vom September 2012 
hin, in dem „Beratungsleistungen, rechtliches Gutachten sowie Konzeption
 zur Bildung/Einrichtung eines Rechen- und Dienstleistungszentrums für 
die stationäre Telekommunikationsüberwachung der Mitteldeutschen 
Sicherheitskooperation und des Landes Berlin“ ausgelobt werden. Auch das
 Land Brandenburg habe die Pläne bestätigt. Die Federführung bei dem 
Projekt liege aber bei Sachsen, hieß es.
Die Grünen verlangen von
 der Dresdner Regierung Klarheit. Der Abgeordnete Valentin Lippmann 
kritisierte: „Für dieses ominöse Kompetenzzentrum, das in der Form einer
 Anstalt öffentlichen Rechts geführt werden soll, fehlt derzeit jegliche
 gesetzliche Grundlage. Weder wurde dem Landtag ein dazu erforderlicher 
Staatsvertrag oder ein Errichtungsgesetz vorgelegt, noch wurde den 
Abgeordneten bisher überhaupt mitgeteilt, dass die Errichtung eines 
solchen Zentrums geplant ist.“ Zugleich meldete der Grünen-Politiker 
„massive“ Datenschutzbedenken an. 
Laut sächsischem 
Innenministerium müssten datenschutzrechtliche und grundlegende 
gesetzliche Voraussetzungen geprüft werden. Die im aktuellen 
Haushaltsplanentwurf angemeldeten Mittel dienten als Haushaltsvorsorge, 
die auch für die notwendige Erneuerung der sächsischen Technik 
erforderlich sei, hieß es. 
Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen
 kooperieren seit 2002 im Sicherheitsbereich, seit 2004 auch 
Brandenburg. Die Länder arbeiten unter anderem bei der Bekämpfung 
schwerer Straftaten und organisierter Kriminalität zusammen und bauen 
einen umfassenden länderübergreifenden Informationsaustausch auf. Ein 
Schwerpunkt liegt auf der grenzüberschreitenden Kriminalität, unter 
anderem beim Diebstahl von Fahrzeugen. Seit 2010 nimmt das Land Berlin 
als Gast an den Besprechungen teil.
