Ludwigshafen. Warum hat sich der Verein "Gemeinsam-Stark Deutschland" für seine Hooligan-Demonstration am 8. Februar Ludwigshafen als Ort ausgesucht? Eine Frage, die sich Bürger, Stadt, Polizei und Organisatoren der Gegenkundgebungen stellen - und die sich schwer beantworten lässt. Eindeutig lässt sich nur die Wahl des Datums erklären: Der Ableger der "Hooligans gegen Salafisten" (HoGeSa) begeht einen "Jahrestag": Am 8. Februar 2014 hatten sich in Mönchengladbach erstmals Hooligans zusammengefunden, um eine Kundgebung von Salafisten - Anhänger einer ultrakonservativen islamischen Strömung - zu stören.
Die vom Veranstalter angemeldete Teilnehmerzahl (1000) ist laut Polizei "nicht unrealistisch". Darunter dürften 300 polizeibekannte Personen aus überregionalen Hooligan-Gruppierungen und der rechten Szene im Rhein-Neckar-Raum sein. Nicht klar beantworten lässt sich die Wahl des Ortes. "Die Gruppierung versucht, bundesweit zu mobilisieren und an verschiedenen Standorten aktiv zu werden", sagte der Leiter des Polizei-Planungsstabs, Heiko Arnd, am Freitag. Vermutlich hängt die Entscheidung mit einer Aktion im März 2014 zusammen, als 200 Randalierer - darunter eigentlich untereinander verfeindete Hooligans aus Mannheim, Kaiserslautern und Stuttgart - eine Salafisten-Veranstaltung auf dem Mannheimer Marktplatz störten.
"Der Verein bezieht sich auf diese Aktion", sagte Rüdiger Stein, Mitorganisator der Gegenkundgebungen im "Netzwerk gegen rechte Gewalt und Rassismus". In einem Aufruf heißt es: "In Mönchengladbach hat es begonnen, in Mannheim wurde das Motto geboren: In den Farben getrennt, in der Sache vereint." Auch wenn der Versammlungsleiter aus Norddeutschland kommt: Stein vermutet, dass Rechtsextreme aus der Region - etwa der Mannheimer NPD-Stadtrat Christian Hehl, der in den 90er Jahren mit seinem Laden in Ludwigshafen eine Anlaufstelle der rechten Szene bildete - dazu beigetragen hätten, dass die Demo in Ludwigshafen stattfindet. Stein rechnet mit Hooligans, die in Köln und Hannover sowie im September in Mannheim beteiligt gewesen waren, als 100 Rechtsradikale Infostände zur Lage in Syrien und im Irak angriffen.
Die zu erwartenden Teilnehmer stünden "in der gleichen geistigen Ausrichtung" wie die HoGeSa-Anhänger, sagte Arnd. Die Bilder aus Köln hätten gezeigt, zu was diese Gruppierung in der Lage sei. Die Polizei gehe aber nicht von einer Neuauflage dieser Gewalttaten aus. "Das ist der harte rechte Kern der HoGeSa", sagte ein Sprecher von "Mannheim gegen Rechts". Das Bündnis hat nach der Initiative "Mannheim sagt Ja!" ebenfalls Unterstützung für die Gegenkundgebung signalisiert: Für den 8. Februar, 10 Uhr, ist ein Demonstrationszug vom Mannheimer Paradeplatz zum Bürgerfest für Toleranz in Ludwigshafen geplant.
"Hürden für Verbot sehr hoch"
"Es könnte sein, dass Ludwigshafen für Leute aus dem rechtsextremen Umfeld aufgrund von Aktionen in der Vergangenheit einen guten Klang hat", sagte Stein. Die Stadt ließ zuletzt - wie im jetzigen Fall unter Auflagen - wiederholt rechte Kundgebungen zu. "Das Demonstrationsrecht ist ein hohes Gut. Die Hürden, um ein Verbot rechtfertigen zu können, sind sehr hoch", erklärte ein Stadtsprecher, weshalb die Verwaltung "keine ausreichenden Anhaltpunkte" für ein Verbot sah. "Es wäre schön gewesen, wenn wenigstens der Demonstrationszug nicht genehmigt worden wäre", sagte Stein.