Polizei sichert mit Großaufgebot / Vereinzelte Tumulte mit Gegendemonstranten / Anschlag auf Bahnstrecke Von Björn meine und Andreas Dunte
Leipzig. Die islamkritische Legida-Bewegung konnte bei ihrer dritten Veranstaltung in Leipzig gestern nach ersten Schätzungen nur noch rund 1500 Anhänger mobilisieren. Zur größten Gegen-Kundgebung kamen nach Angaben der Stadt rund 2000 Menschen. Die Polizei sicherte die Veranstaltungen mit 2000 Kräften aus mehreren Bundesländern ab. Es gab vereinzelte Tumulte. Beamte wurden mit Farbbeuteln beworfen. Etwa 20 Legida-Anhänger versuchten vom Augustusplatz in die Gegen-Demonstration der Initiative "Courage zeigen" im Grimmaischen Steinweg vorzustoßen. Das verhinderte die Polizei ebenso wie Blockaden von Legida-Gegnern, die den Zugang zum Augustusplatz versperren wollten.
Wie in der Vorwoche gab es im Vorfeld der Legida-Kundgebung auch
gestern wieder einen Anschlag auf eine Bahnstrecke. Betroffen war dieses
Mal die Strecke Leipzig-Meißen. Laut Polizei legten Unbekannte Feuer an
einem Schaltkasten für Signalanlagen; zudem wurde ein Kabel
zerschnitten. Die Strecke blieb bis auf Weiteres gesperrt.
Zu mehreren Protest-Veranstaltungen gegen Legida hatten Gewerkschaften,
Kirchen und verschiedene Aktionsbündnisse aufgerufen. Die islamkritische
Bewegung hat sich gestern auf den Platz vor der Oper konzentriert. Von
Legida-nahen Veranstaltern angemeldete Veranstaltungen vor dem
Gewandhaus und am Thomaskirchhof waren kurzfristig abgesagt worden.
Hintergrund war eine Entscheidung des Verwaltungsgerichts Leipzig. Das
bestätigte am Abend die Auflagen der Stadt. Anders als in der
vergangenen Woche hatte die Verwaltung einen Demonstrationszug von
Legida um den Innenstadt-Ring abgelehnt und nur eine stationäre
Kundgebung zugelassen, weil nicht genügend Polizeikräfte zur Verfügung
standen. Die Behörden hatten im Vorfeld wegen des Jahrestags der
Machtergreifung durch Hitler am 30. Januar 1933 eine stärkere
Mobilisierung von Rechtsextremen befürchtet, die dann in Leipzig mit
linken Gegendemonstranten zusammenstoßen könnten. Der Leipziger Ableger
gilt ohnehin als radikaler als die Pegida-Bewegung in Dresden. Zugleich
hat der Verfassungsschutz eine verstärkte Aktivität von gewaltbereiten
Linksautonomen festgestellt.
Beim Legida-Aufmarsch in der vergangenen Woche war es zu Zusammenstößen
mit Gegendemonstranten gekommen. Zudem gab es Angriffe von
Legida-Demonstranten auf Journalisten.
Im Vorfeld der Pegida-Kundgebung war eine Leipziger Bitte um Aufstockung
der Polizeikräfte abgelehnt worden. Das geht aus einem Briefwechsel
zwischen Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) und
Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) hervor, der der LVZ vorliegt.
Für eine Stadt mit über 550000 Einwohnern reiche die Zahl der
Polizeikräfte nicht aus, schreibt Jung und verweist auf die Ereignisse
rund um die jüngsten Demonstrationen und die schweren Verwüstungen in
City und Südvorstadt durch Linksautonome am 15. Januar. Aus Tillichs
Sicht reicht der Stopp des Stellenabbaus bei der Polizei aus. Die
sächsische Polizei sei "generell gut aufgestellt". ©Seiten 15 und 16