Leipzig. Die dritte Kundgebung von „Leipzig gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (Legida) am kommenden Freitag wird vom Markt auf den Augustusplatz verlegt. Das sagte Walter Ebert, Leiter des Marktamtes, am Mittwochnachmittag gegenüber LVZ-Online. Als Grund für die Entscheidung nannte Ebert eine nicht zu gewährleistende Sicherheitslage in der Innenstadt.
Legida wollte ursprünglich am Freitag ab 19 Uhr auf dem Markt vor dem
Alten Rathaus eine Kundgebung abhalten, bis 17 Uhr findet dort jedoch
noch der Wochenmarkt mit etwa 50 Ständen statt. „Aus unserer Sicht ist
es deshalb unmöglich, das zu schaffen. Nach dem Ende des Markttages
müssen die Stände ja auch noch abgebaut und der Platz entsprechend
gereinigt werden“, so Ebert weiter. Das Prozedere dauere mindestens bis
nach 18 Uhr.
Mit einem ähnlich umfangreichen Sicherheitsbedarf
wie am vergangenen Mittwoch, als mehr als 4000 Polizisten eine Art
Wagenburg um Augustusplatz und Ring errichteten, seien Markt und
Innenstadt für die Legida-Demo einfach ungeeignet. „Die
Sicherheitsmaßnahmen müssten ja bereits ab Mittag beginnen“, so Ebert
weiter.
Endgültige Entscheidung noch offen
Endgültig
entschieden ist das Ringen um den nächsten Legida-Treffpunkt allerdings
noch nicht. Die Legida-Organisatoren können Rechtsmittel einlegen und
mit Hilfe einer möglichen Entscheidung des Verwaltungsgerichts letztlich
doch noch auf den Marktplatz ziehen. Unklar ist bisher auch noch, wie
sich eine Verlegung auf die Veranstaltungen diverser Legida-Unterstützer
auswirken würde, die peripher zum Markt weitere Kundgebungen angemeldet
haben. Legida wollte sich damit nach eigenen Worten die „herangekarrte
Meute von Antidemokraten und Krawallmachern, in unmittelbarer Nähe, vom
Halse halten“.
Die damit gemeinten Gegendemonstranten kündigten
noch mehr Protest als vergangene Woche an. Zusätzlich zu den Mahnwachen
und Kundgebungen soll am Freitag auch eine große NoLegida-Demonstration
stattfinden. Der angedachte Protestzug mit dem Titel „Geflüchtete
willkommen – Refugees welcome“ beginnt um 15.30 Uhr am Bayrischen Platz
und soll anschließend zur Legida-Marschroute führen. Die größte
stationäre Gegenkundgebung „Leipzig zeigt Courage“ ist wieder an der
Alten Hauptpost in Rufweite zum Augustusplatz geplant.
Legida-Gegner wollen nicht tatenlos zusehen
Christian
Wolff, ehemaliger Pfarrer der Thomaskirche, rief am Mittwoch noch
einmal dazu auf, ein deutliches Zeichen für ein weltoffenes Leipzig zu
setzen. „Hinter Legida/Pegida steht ein rechtsradikales Netzwerk, das
nur das eine Ziel verfolgt: das städtische, gemeinschaftliche
Zusammenleben in einer offenen Gesellschaft zu zerstören“, erklärte
Wolff und fügte an: „Leipzig aber lässt sich nicht von obskuren
Organisationen in Geiselhaft nehmen. Wir werden diesem Katz-Maus-Spiel
nicht tatenlos zusehen, lassen uns aber auch nicht zum Büttel machen“.
Wolff
und anderen Gegendemonstranten stößt zudem das historische Datum am
Freitag als Legida-Aufmarschtag auf. „An diesem Tag besiegelte vor 82
Jahren die NSDAP das Ende der Weimarer Republik mit triumphierenden
Kundgebungen“, so Linken-Landtagsabgeordnete Juliane Nagel
stellvertretend für das Aktionsnetzwerk „Leipzig nimmt Platz“.