Leipzig. Sachsen ist für Flüchtlinge derzeit das gefährlichste Bundesland. Zu diesem Schluss kommt eine gemeinsame Studie der Amadeu Antonio Stiftung und des Vereins Pro Asyl. In keiner anderen Region Deutschlands habe es im vergangenen Jahr mehr tätliche Angriffe auf Asylbewerber gegeben. Der Hass auf Flüchtlinge beschränke sich aber nicht nur auf Ostdeutschland, heißt es in einer Mitteilung der Berliner Institutionen. Die meisten Anschläge auf Asylbewerber-Unterkünfte seien in Nordrhein-Westfahlen verübt worden.
In Sachsen wurden im vergangenen Jahr 25 tätliche Angriffe auf
Flüchtlinge und Migranten von den Behörden registriert, die rassistisch
motiviert waren, sagte ein Sprecher der Amadeu Antonio Stiftung
gegenüber LVZ-Online. Dabei sei vor allem auffällig, dass die Tendenz
zum Jahresende anstieg. Die Forscher vermuten deshalb auch einen
Zusammenhang mit den im Oktober beginnenden Pegida-Demonstrationen.
Migranten
und Flüchtlinge hätten zudem berichtet, dass es im Zuge der Demos in
Dresden deutlich häufiger zu rassistischen Pöbeleien gekommen sei. „Wie
auch immer sich Pegida offiziell von Rassismus und Gewalt distanzieren
mag: Eine Bewegung, die massiv von rassistischen Ressentiments geprägt
ist und sich selbst als ‚Volkes Wille’ inszeniert, schafft ein Klima,
das rassistische Gewalttäter motiviert, den vermeintlichen ‚Volkswillen’
zu vollstrecken“, erklärte Timo Reinfrank, Geschäftsführer der Amadeu
Antonio Stiftung.
Ingesamt wurden bundesweit im vergangenen Jahr
77 tätliche Übergriffe auf Flüchtlinge erfasst. Die Zahl der
Brandanschläge auf Asylbewerberheime bezifferten die Forscher auf
insgesamt 35. Zudem habe es anno 2014 in der Bundesrepublik 118
rassistische Sachbeschädigungen an Flüchtlingsunterkünften und 256
fremdenfeindliche Kundgebungen und Demonstrationen gegeben.
Dabei
treten laut der Studie häufig organisierte Rechtsextreme auf, „gern
unter dem Deckmantel ‚besorgter Bürger’. Für die Hetzveranstaltungen
wird meist über entsprechende Facebook-Seiten mobilisiert, auf denen
Asylsuchende als ‚Wirtschaftsflüchtlinge’ und angebliche Gefahr
denunziert werden“, heißt es weiter. Die Anfeindungen treffen vielerorts
aber auch auf massiven Widerspruch in der Bevölkerung. „Die Antwort auf
die rassistische Hetze muss aktive Solidarität mit Flüchtlingen und
Migranten sein“, so Reinfrank.
Dokumentation im Internet:
www.mut-gegen-rechte-gewalt.de