Heidenheim: Nazi-Zeit - DKP erinnert an Rolle Friedrich Degelers

Erstveröffentlicht: 
27.01.2015

Den 70. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz nutzte gestern die Heidenheimer DKP, um noch einmal auf die Rolle von Friedrich Degeler bei Zugtransporten in das KZ aufmerksam zu machen. Ihr Pappschild auf dem Friedrich-Degeler-Platz mahnte Passanten genau 50 Minuten lang.

 

Das Thema ist nicht neu, aber für den Stadtrat der kommunistischen Partei nicht ausreichend behandelt worden: Reinhard Püschel hatte im Oktober einen Antrag gestellt, den Friedrich-Degeler-Platz zwischen Rathaus und Eugen-Loderer-Zentrum umzubenennen, neuer Namensvorschlag: Rathausplatz.

 

Grundlage für den Wunsch, dem hochdekorierten Heidenheimer Bürger den nach ihm benannten Platz zu entziehen, war eine Publikation der Historikerin Tanja von Fransecky, die den späteren Präsidenten der Handwerkskammer und Träger des Bundesverdienstkreuzes in einer unrühmlichen Rolle identifizierte: Dieser war Oberleutnant der Schutzpolizei und begleitete in dieser Eigenschaft 1943 und 1944 mindestens zwei Transporte von Westerbork nach Auschwitz als Befehlshaber des Transportkommandos.

 

Die DKP-Aktivisten hatten ein Pappschild vorbereitet, auf dem unter anderem zu lesen war, dass der erste von Degeler begleitete Transport 1004 Juden umfasste, darunter 160 Kinder. 498 von ihnen wurden sofort nach der Ankunft in den Gaskammern ermordet.

Diskussion nochmal entfachen


Oberbürgermeister Bernhard Ilg hatte Püschels Antrag abgelehnt mit dem Hinweis darauf, dass er eine Diskussion über eine Umbenennung nicht für erforderlich halte. Dieselbe Antwort hatte bereits im September der Lokalhistoriker Alfred Hoffmann bekommen, nachdem dieser die Angaben der Autorin von Fransecky nachrecherchiert und ebenfalls für richtig befunden hatte.

 

„Friedrich Degeler hat ein großes Verbrechen begangen, da kann man nicht einfach schweigen“, meinte Reinhard Püschel gestern. Die DKP wolle mit ihrer Aktion die Diskussion nochmal entfachen, so Püschel.

 

Das Interesse der Stadtverwaltung hatte die DKP, die mit vier Personen auf dem Friedrich-Degeler-Platz vertreten war, schon nach wenigen Minuten entfacht: Zwei Mitarbeiter, einer davon der Geschäftsbereichsleiter des Amts für Recht, Ordnung und Sicherheit, Reiner Krieger, schauten vorbei und zählten die Anwesenden. Diese versicherten, dass sie sich spontan zu einer Kundgebung versammelt hätten (sonst hätte die Versammlung vorher angemeldet werden müssen). Daraufhin kündigten die Mitarbeiter der Stadtverwaltung an, umgehend den Besitzer des Grundstücks, auf dem das Pappschild abgestellt worden war, zu verständigen. Kaum 50 Minuten später wurde es entfernt.