Prekäre Arbeitsverhältnisse heißen so, weil sie unsichere Verhältnisse für die Arbeitenden mitbringen: Wenig Lohn, wenig soziale Absicherung, hochgradige Flexibilität im Sinne der Unternehmen.
Praktisch heißt das: eine hohe Entscheidungsmacht der Unternehmer gegen eine offensichtlich nur geringe Macht der Lohnabhängigen, die ihre Interessen nicht – oder eben nur schwer – durchsetzen können.
Das Machtmittel schlechthin, mit dem ArbeiterInnen gemeinsam ihre Interessen durchsetzen, ist der Streik. Daher ist es kein Wunder, dass Streiks in prekären Beschäftigungsverhältnissen kaum vorkommen. Wo sie vorkommen, müssen die Streikenden ihre fehlende Arbeitermacht durch andere Druckmittel ersetzen: Phantasievolle Aktionen, Öffentlichkeitsarbeit und Solidarität ergänzen oftmals solche Streiks.
“Prekäre Streiks” heißt aber nicht nur Streiks von prekarisierten ArbeiterInnen, auch der Streik klassischer, fest angestellter ArbeiterInnen kann durch veränderte Rahmenbedingungen prekär – unsicher – sein. Das betrifft etwa medialen Druck wie im Streik der GDL oder gesetzliche und gerichtliche Vorgaben bzw. Verbote.
Torsten Bewernitz (Herausgeber “Die neuen Streiks”, Münster 2008; Mitkurator der Ausstellung “Durch Nacht zum Licht? Geschichte der Arbeiterbewegung 1863 — 2013″ im Technoseum Mannheim 2013) wird in dem Vortrag einen Überblick über Streikformen und Streikrecht sowie prekäre Beschäftigungsverhältnisse geben, die Rahmenbedingungen des aktuellen Streikgeschehens (2004 – 2014) schildern und anhand konkreter aktueller Beispiele Chancen und Perspektiven von Streiks unter prekären Bedingungen darstellen.
Wann : Samstag, 24. Januar 2015 um 19:30 Uhr
Wo: Viktoriastr.12 (Hinterhaus) Karlsruhe