Leipzig - Bernd Merbitz (58) ist der Polizeichef von Leipzig. Er leitete Mittwochabend den Einsatz in der Stadt und hatte zu jeder Zeit den Überblick, was bei sich bei den Anhängern von LEGIDA und nolegida auf den Straßen tat. Am Donnerstagmorgen zog er eine Bilanz bei MDR INFO.
Hatte die Polizei alles unter Kontrolle?
Es gab ja mehrere Festnahmen. Zwischenfälle am Hauptbahnhof. Verletzte Polizisten, Brandanschläge auf die Bahnstrecke Dresden-Leipzig und ein brennendes Auto. Merbitz dazu: "Mein Fazit ist ein positives. Ich hätte mir es aber friedlicher vorgestellt. Da es doch zu einigen Übergriffen kam auch gegenüber der Polizei. Aber bei der großen Menge der Bürger von 20.000 Gegendemonstranten und 15.000 bei LEGIDA kann man aus polizeilicher Sicht zufrieden sein. "
Wie kam es zu den Brandanschlägen auf die Anlagen der Bahn?
Merbitz: "Es waren ja insgesamt vier Brandanschläge. Und die Bahngleiskörper sind ja in der Zuständigkeit der Bundespolizei. Dabei lässt sich ja immer schwer sagen, wo so etwas stattfinden könnte. Sie haben nun mal stattgefunden und es kam zu erheblichen Einschränkungen zwischen Leipzig und Dresden... teilweise war der ganze Innenstadtring mit der S-Bahn lahm gelegt."
60.000 hatte LEGIDA angemeldet, nur 15.000 kamen. Hingen manche in Zügen oder Polizeisperren fest?
Merbitz: "Ich gehe nicht davon aus, dass über 30.000 Menschen in den Zügen festhingen. Ich glaube einfach, die Zahl von 60.000 war eine optimistische Zahl. Wir konnten uns das von vornherein nicht vorstellen, dass soviele kommen."
Hatte die Polizei genügend Polizisten da?
Ingesamt waren über 4000 aus dem gesamten Bundesgebiet im Einsatz. Denn man hatte mit insgesamt 100.000 Demonstranten auf beiden Seiten gerechnet. Merbitz: "Im Fazit danach haben wir diese Kräfte aber auch gebraucht. Im Gegenteil... an manchen Stellen war es die Grenze, um den Innenring in Leipzig sicher zu machen. Das ist baulich auch eine ganz andere Situation als in Dresden."
Waren wirklich 15.000 bei LEGIDA?
Es gab im Internet massive Diskussionen über ein Luftbild, was den Augustusplatz mit den angeblich 15.000 Menschen bei LEGIDA zeigt. Merbitz dazu: "Unterschätzen Sie das nicht, der Augustusplatz ist relativ groß. Und als der Marschverband von LEGIDA sich in Bewegung gesetzt hatte, begann die Zählung der Polizei. Wir haben auch aus dem Hubschrauber heraus den Platz gerastert und nach Kriterien bewertet wieviele Menschen auf den Quadratmeter hinkommen... Die Zahl von 15.000 kann man mit ruhigem Gewissen auch vertreten."
Ist die Polizei mit ihren Kräften am Ende?
Diese Aussage hatte erst am Dienstag der Chef der Gewerkschaft der Polizei, Oliver Malchow, getroffen. Merbitz: "Demokratie kostet viel Kraft und Geld. Und wir sind jetzt schon wieder bei den Planungen für nächsten Mittwoch. LEGIDA hat ja schon wieder angemeldet. Und ich bin auch wirklich dankbar, dass wir soviele Kräfte aus den anderen Bundesländern bekommen haben."
Kommen nächste Woche dann wieder so viele Polizisten?
Merbitz: "Das wissen wir nicht. Alle anderen Bundesländer haben natürlich auch ihre eigenen polizeilichen Probleme. Wir müssen sehen, was uns zur Verfügung gestellt wird. Das entscheiden wir Anfang nächster Woche."
Video: https://www.youtube.com/watch?x-yt-ts=1421828030&x-yt-cl=84411374&v=hSu7CaPpxE4