Kundgebung und Gedenkfeier | 19.1.2015, 17:00 Uhr | Marktplatz, Altes Rathaus, Göttingen Am 19. Januar 2015 jährt sich zum vierzehnten Mal der erste Bombenanschlag des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) in Köln. Genau wie beim späteren Nagelbombenanschlag in der Kölner Keupstraße war dabei nur durch ein Wunder niemand ums Leben gekommen. Mindestens zehn Menschen wurden jedoch durch den NSU mit Hilfe seines Netzwerkes ermordet. So wurde am 6.April 2006 Halit Yozgat in Kassel – nur einen Katzensprung von Südniedersachsen entfernt - ermordet.
All dies kann nicht ungeschehen gemacht werden, weder die Toten, noch die Verletzten, und auch nicht die jahrelangen Drangsalierungen ihrer Angehörigen durch Ermittlungsbehörden. Wenn am 20. Januar 2015 im Münchener NSU-Prozess der Nagelbombenanschlag der Keupstraße verhandelt wird, zeigen wir Solidarität mit den mehr als 30 Nebenkläger_innen und Angehörigen der Opfer. Am Vorabend des Prozesstages gedenken wir der Opfer. Vor allem protestieren wir gegen jahrelange rassistische Ausgrenzung und Diskriminierung der Betroffenen von NSU-Morden und fordern eine schonungslose Aufklärung: Wer gehört(e) alles zum NSU? Wie groß ist die gesellschaftliche Dimension des NSU-Komplexes? Welche Rolle spielen Politik, Polizei und Geheimdienste?
Wir wissen, dass es die Unterstützung aller gesellschaftlichen Gruppen 
braucht, denen bewusst ist, dass der Gerichtsprozess alleine nicht 
ausreichen wird, um die Geschichte der Mord- und Anschlagserie 
aufzuklären und die Ursachen des rassistischen Terrors zu beheben. 
Wenn
 bei den gegenwärtigen bundesweiten Montagskundgebungen wie Pegida in 
Dresden oder Kagida in Kassel erneut nationalistische, gekoppelt mit 
rassistischen Parolen skandiert werden und soziale Verteilungsfragen auf
 dem Rücken von Flüchtlingen ausgetragen werden, sagen wir: Jetzt ist 
der Moment gekommen, geschlossen und unmissverständlich auch in 
Göttingen unserer Empörung, unserem Entsetzen, unserem Widerstand 
Ausdruck zu verleihen.
Zu lange haben zivilgesellschaftliche Kräfte 
die Taten des NSU unterschätzt. Der NSU darf seine Ziele nicht 
erreichen: Wir werden nicht zulassen, dass in dieser Gesellschaft 
Menschen und Gemeinschaften durch rassistischen Populismus, oder gar 
durch Bomben- und Mordanschläge bedroht, an den Rand gedrängt oder 
ausgelöscht werden können. Wir wollen eine Gesellschaft, in der Menschen
 ohne Angst verschieden sein können. Wir lassen uns weder durch 
ungleiche Teilhabe noch durch Terror spalten. 
Als Antwort auf den in
 Teilen unserer Gesellschaft herrschenden Rassismus tragen wir unser 
Gedenken an die Opfer der NSU-Morde in die Öffentlichkeit. Unsere 
Antwort heißt, über nationalstaatliche Grenzen hinweg wirkende 
Solidarität mit den Angehörigen rassistischer Morde, aber auch 
Solidarität mit Migrant_innen im gegenseitigen Respekt füreinander.
Mit Redebeiträgen des Göttinger Integrationsrates, der „Initiative 
6.April“ Kassel, des Anatolischen Kulturzentrums, der DITIB Gemeinde 
Göttingen, des Festkomitees „Günterser Frühlingsfest“, des Deutschen 
Gewerkschaftsbundes
Auf das Mitbringen von Fahnen bitten wir zu 
verzichten. Als Ausdruck des Protestes und der Anteilnahme können 
symbolisch Aktenorder hochgehalten werden. Diese stehen für die 
unaufgeklärten Zusammenhänge und das durch Ermittlungsbehörden 
vernichtete Aktenmaterial. 
Unterzeichnende:
Göttinger Bündnis
 gegen Rechts + DGB-Region Südniedersachsen-Harz + DGB-Jugend Region 
Südniedersachsen-Harz + DGB-Kreisverband Göttingen + IGM 
Südniedersachsen-Harz + ver.di Göttingen + ver.di-Jugend Göttingen + 
Kreis- und Stadtvorstand Bündnis 90/ Die Grünen + Grüne Jugend + 
Kreisverband DIE LINKE + Lokaler Aktionsplan Landkreis Northeim + 
Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen 
und Antifaschisten (VVN-BdA) Kreisvereinigung Göttingen + Gedenkstätte 
KZ Moringen + Integrationsrat Göttingen + NaturFreunde + Motoradclub 
Kuhle Wampe + Attac Göttingen + Antifaschistische Linke international + 
amnesty international Göttinger Gruppe 1117 + AKM Anatolisches 
Kulturzentrum Göttingen + Selbsthilfe Körperbehinderter Göttingen e.V. +
 Rote Hilfe + Jugendzentrum Innenstadt + Frauen-Notruf e.V. + Friedrich 
Selter, Superintendent, Evangelisch-luth. Kirchenkreis Göttingen + 
Sabine Lösing (MdEP) + Dr. M. K. Ramaswamy Piratenpartei Niedersachsen /
 KV Göttingen

