Legida-Demo über symbolträchtige Route und Störaktionen der Antifa: Polizei rechnet mit "erheblichem Mehraufwand"
Von Frank Döring
Die allgemeine Konfusion um die verschobene Legida-Demo hat die
Sicherheitslage weiter verschärft. Nach gegenwärtigen Stand muss die
Polizei damit nächste Woche gleich zwei Großeinsätze innerhalb von drei
Tagen stemmen. Denn bislang ist davon auszugehen, dass trotz des
verschobenen Legida-Termins am Montag einige der bereits geplanten
Protestveranstaltungen stattfinden werden. Vor allem aber ist derzeit
noch völlig unklar, was da am Mittwoch auf die Stadt zurollt.
"Sollte die Route der Legida-Demonstration tatsächlich über den
gesamten Innenstadtring führen, wäre dies natürlich eine ganz andere
Größenordnung als vorigen Montag im Waldstraßenviertel", sagte gestern
Polizeisprecher Andreas Loepki auf LVZ-Anfrage. "Für die Polizei würde
dies einen erheblichen Mehraufwand bedeuten." Dabei mussten schon bei
der ersten Legida-Demo Einheiten aus anderen Bundesländern aushelfen.
Hinzu kommt, dass Legida für den nächsten Aufzug mittlerweile bundesweit
Sympathisanten aufruft. Sicherheitskreise weisen außerdem darauf hin,
dass die historische Demo-Route über den Ring eine hohe Symbolkraft und
entsprechende Magnetwirkung besitze. Mithin sei allein schon aus diesem
Grund mit deutlich mehr Teilnehmern zu rechnen, als mit den offiziell
angegebenen 4800 vor einer Woche.
Auch hinsichtlich der Protestaktionen gegen Legida ist womöglich mit
einer neuen Qualität zu rechnen. Denn in Antifa-Kreisen wird der
Widerstand gegen die erste Demo des islamkritischen Bündnisses am
vorigen Montag trotz der aufgrund von Blockaden verkürzten Route als
Misserfolg gewertet. "Für die antifaschistische Bewegung war es in
Leipzig der größte rechte Aufmarsch seit den 90ern", heißt es in einem
Beitrag.
Aus diesem Grund erwägt die Szene nun einen kompletten Strategiewechsel.
"Es gibt zwei Möglichkeiten, wie die Legida-Aufmärsche verhindert
werden können: Die RassistInnen könnten gute Gründe bekommen, sich nicht
mehr auf Leipzigs Straßen zu trauen. Oder die Polizei wird eine sichere
Durchführung der Aufmärsche nicht mehr für möglich ansehen."
Deshalb solle fortan auf eigene Demonstrationen verzichtet werden, die
bloß "viele Kapazitäten binden und die eine polizeiliche Planung im
Detail ermöglichen". Stattdessen sollten sich Aktivisten in "größeren
autonomen Gruppen zusammenfinden, die darauf abzielen, den Aufmarsch zu
stoppen. Egal wie! Wir sollten auf das alte dezentrale Konzept setzen,
um dem Aufmarsch den Garaus zu machen".
Bei der Polizei werden diese Planungen der Antifa mit Interesse
verfolgt. Es sei bekannt, dass die Szene mit dem Verlauf der Proteste
am vorigen Montag unzufrieden ist, weil das Ziel, Legida zu blockieren,
nicht erreicht wurde, hieß es gestern. Die nun favorisierte Taktik,
wonach Kleingruppen gezielt Störungen verüben sollen, werde deshalb Teil
der Lagebeurteilung für den kommenden Mittwoch sein.